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Mein erstes Mal ... auf einem nachhaltigen Festival

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Von: Sophie Marie Unger

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Schloss Prugg in Bruck an der Leitha und Redakteurin mit Blumenkranz
So war das Paradies Garten Festival beim Schloss Prugg. © Sophie Unger/Paradies Garten Festival

Die Festival-Saison ist in vollem Gange. Mit dem Paradies Garten Festival ist Österreich seit heuer um ein grünes Open-Air-Event reicher.

Von 5. bis 7. August ging im niederösterreichischen Bruck an der Leitha das erste Paradies Garten Festival über die Bühne und damit feierte auch ich eine Premiere. Denn in meiner zwölfjährigen Festival-Laufbahn war es für mich das erste nachhaltige Open-Air-Event überhaupt. Auf zahlreichen Nova Rocks und Frequencys habe ich wirklich schon viel - und dabei nicht immer Schönes - erlebt. Was mir diesmal besonders gut gefallen hat und wo es hinsichtlich Nachhaltigkeit schon noch einiges zu tun gibt, erfährst du hier.

Grüne Aufmache

Erst Anfang Juli hab ich über eine Instagram-Werbeanzeige vom Paradies Garten Festival erfahren. Zu sehen war ein von Drohnen aufgenommenes Schloss. Halb abgefuckt, aber irgendwie trotzdem schön. Jedenfalls so interessant, dass ich mir die Website dazu angeschaut habe. Durch die Pastellfarben und die abgerundete Schrift fiel gleich mal auf, dass es hier irgendwie sanfter zugeht, als bei anderen Festivals.

Als dann noch die Rubrik „Green“ aufschien, war ich zugegebenermaßen schon recht angetan. Denn in den vergangenen Jahren hat sich in Österreich festivaltechnisch nicht ganz so viel Neues ergeben. Innovative nachhaltige Festivals findet man eher im Ausland und da ist ja bereits die Anreise nicht unbedingt nachhaltig.

10 nachhaltige Gebote und Selbstreflexion

Auf der Homepage auch zu finden waren zehn Nachhaltigkeitsziele, die ein bisschen an jene der UNO erinnern. Angefangen von Green Energy, Future Food und Waste Management über Transport bis hin zu Water Management und Green Camping: Vorgenommen hat man sich zumindest schonmal einiges. Was mir persönlich bereits im Vorhinein gut gefallen hat war, dass Selbstreflexion großgeschrieben wurde. „Wir wissen, dass wir beim ersten Mal sicher nicht alle Ziele erreichen und reflektieren, was wir besser machen können“, hieß es etwa.

Nachhaltigkeit und Diversität bei Acts

Im Vorfeld sprachen böse Zungen vom „Festival der Namenlosen“. Doch sollte es denn nicht genauso sein? Denn Nachhaltigkeit bedeutet im weiteren Sinne ja auch, dass vor allem nationale noch nicht komplett bekannte Acts gefördert werden und die Chance bekommen aufzutreten. Was bringt es denn, wenn Carl Cox in seinem Privatjet für zwei Stunden nach Österreich kommt? Für die Umwelt und den Purpose des Festivals sichtlich wenig.

Zudem finde ich es immer schön, wenn man ohne große Erwartungen hineingeht und die Acts jene weit übertreffen (Chapeau an Salute und Haai). Auch, dass auf Diversität geachtet wurde und 16 der 46 Acts weiblich waren, ist lobenswert.

Grüne Kooperationen

Wenn‘s dann um finanzielle Mittel geht, geraten viele gutgemeinte Ziele oftmals in den Hintergrund. An dieser Stelle wurde das Ganze aber recht gut gelöst. Kooperationen mit den ÖBB, welche nachts Sonderzüge zur Verfügung stellten, dem KlimaTicket und nachhaltigen Workshops (etwa „We are Flowergirls“) vermittelten schon einen reflektierten Eindruck. Letztere sorgten direkt vor Ort für total gute Vibes. Mit nachhaltigen regionalen Wiesenblumen konnte man da seine eigene Blumenkrone basteln. Das hatte nicht nur den Effekt, dass man sich mit der Natur verbunden fühlte, sondern stiftete auch untereinander ein nices Gemeinschaftsgefühl.

Wo blieb das Trinkwasser?

Und dann gab es halt auch noch Dinge, die nicht ganz glattgelaufen sind. Obwohl viele vorbildlich ihre eigene Trinkflasche mitgebracht hatten, waren die Auffüllstationen rar. Bei der Main Stage bildeten sich wirklich lange Schlangen und keiner - selbst das Personal - wusste so genau, wo sich weitere Wasserstationen befinden würden. Auch im Plan wurden sie nicht eingezeichnet und so musste man sich dann doch wieder etwas kaufen, was einen bitteren Beigeschmack hinterließ.

Reusable Cups - nicht so ganz

Während man foodmäßig mit einer rein vegetarischen Auswahl einen mutigen aber notwendigen Schritt setzte, griff man bei den Bechern auf das altbekannte Reuse-System zurück. Grundsätzlich ist so ein Pfandsystem ja nicht verkehrt. Als ich meinen Pfandbecher mit demselben Getränk wieder befüllen und absichtlich auf einen frischen Becher verzichten wollte, lachte man mich an der Bar aus.

Natürlich wird das Wiederbefüllen eines einzigen Bechers nicht das Ende der Klimakrise herbeiführen, trotzdem fand ich die Reaktion im Kontext des Festivals nicht angebracht. Würden das nämlich einige Personen mehr ins Auge fassen, könnte man auf zahlreiche Geschirrspülwäschen verzichten - just saying.

Veranstalter:innen nehmen Verbesserungsvorschläge gerne an

Für‘s erste Mal war es aber wirklich top und auch die Veranstalter:innen sind zufrieden. Cornelius vom Paradies Garten Festival beschreibt die erste Edition in der neuen Location als „unglaublich smooth“. Das Feedback sei überwältigend, vor allem die Anreise mit dem Zug war für zahlreiche Besucher:innen kein Problem. Etwaige Verbesserungsvorschläge nehme das Team jedoch gerne an. Hierfür sei eine Umfrage geplant.

Verbesserungen sehen wir bei den Toiletten und auch eine bessere Kommunikation des Müllkonzepts wäre wünschenswert. Wir werden auf jeden Fall noch eine Umfrage rausschicken, in der man zu allen Bereich Feedback geben kann.

Cornelius vom Paradies Garten Festival

Vor einigen Monaten hab ich mich übrigens auch erstmals am Fußballfeld ausprobiert.

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