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„Österreich hinkt hinterher“: In das Radwegnetz muss dreimal so viel wie bisher investiert werden

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Von: Christian Kisler

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Montage: Junge Frau mit Fahrrad an einer Ampel, mehrere Fahrradfahrer:innen in einer Schlange
In die Rad-Infrastruktur muss mehr als dreimal so viel investiert werden als bisher. © Tobias Steinmaurer/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Nachdem die StVO-Novelle nun endlich beschlossen wurde, gibt es immer noch genug zu tun. Das Radwegnetz weist große Lücken auf, die müssen geschlossen werden.

Ende April ist eine umfassende Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) vorgestellt worden. Und die hat es in sich, sind doch erstmals umfassende Vorteile für Fußgänger:innen im Radfahrer:innen im Verkehr vorgesehen. Schließlich müssen wir uns alle an die StVO halten, sobald wir einen Fuß vor die Tür setzen oder gar eine Straße queren wollen, ob zu Fuß, mit dem Rad, dem Moped oder dem Auto. Gestern wurde die StVO schließlich im Nationalrat beschlossen, zu tun gibt es aber immer noch einiges. Denn das Radwegnetz weist große Lücken auf, sowohl in den Städten, als auch in einem viel größerem Ausmaß in ländlichen Regionen.

Seit 2018 haben sich die jeweiligen Bundesregierungen vorgenommen, den Radverkehr-Anteils auf 13 Prozent zu verdoppeln. Um das zu erreichen, müssen Bund, Bundesländer und Städte wesentlich mehr Geld als bisher in die Rad-Infrastruktur stecken: von derzeit insgesamt rund 170 Millionen Euro pro Jahr auf mindestens 600 Millionen Euro pro Jahr, also mehr als das dreifache.

„Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinkt Österreich bei den rechtlichen Rahmenbedingungen für den Radverkehr hinterher“, erklärt Michael Schwendinger vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ). „Dass nun unter anderem ein Mindestabstand beim Überholen von Radfahrenden festgeschrieben wird, Erwachsene neben Kindern fahren dürfen und bei Kreuzungen mit Grünpfeil das Rechtsabbiegen bei Rot möglich wird, sind Maßnahmen, die in anderen Staaten schon lange gang und gäbe sind.“

Bei kurzen Strecken ist das Fahrrad gegenüber dem Auto klar im Vorteil

Dabei ist das Fahrrad gerade bei kurzen und kürzesten Strecken gegenüber dem Auto klar im Vorteil. Es ist gesund, spart CO2 und Sprit, die lästige Parkplatzsuche fällt weg. Trotzdem wurde es in Österreich jahrzehntelang vernachlässigt, ebenso die Rad-Infrastruktur, geringe Strecken werden nach wie vor meist mit dem Auto zurückgelegt. „Die vielen kurzen Autofahrten kommen der Bevölkerung teuer und verursachen viel klimaschädliches CO2“, so Schwendinger. „Nur eine gute und sichere Rad-Infrastruktur ermöglicht es, die Anzahl an Radfahrer:innen stark zu erhöhen und schafft die Voraussetzung, damit auch Familien mit Kindern und ältere Menschen aufs Fahrrad umsteigen können, was Spritkosten und CO2 spart.“

Die erwähnten 600 Millionen Euro zur Verbesserung des Radwegnetzes und allem, was dazu gehört, klingen zunächst viel. Sind aber wenig im Vergleich zu dem, was sich Bund, Bundesländer, Städte und Gemeinden das Straßennetz kosten lassen: mehr als 4.000 Millionen Euro im Jahr. Immerhin hat die aktuelle Bundesregierung aus ÖVP und Grünen die Mittel für die Unterstützung von Rad-Infrastrukturprojekten in Gemeinden, Städten und Regionen von vier Millionen im Jahr 2019 auf 60 Millionen Euro für 2022 erhöht.

Umgerechnet gibt Österreich derzeit gemeinsam nur 19 Euro pro Kopf und Jahr für den Radverkehr aus, während etwa die deutsche Stadt Münster auf 33 Euro pro Kopf kommt. Und die ist nur eine Stadt, keine große noch dazu, und freilich kein Staat. Laut VCÖ ist zumindest eine Erhöhung auf 70 Euro pro Kopf und Jahr notwendig. „Diese Investitionen rechnen sich mehrfach“, sagt Schwendinger. „Zusätzlich zu den niedrigeren Mobilitätskosten für die Bevölkerung und der Reduktion der CO2-Emissionen trägt eine sichere Rad-Infrastruktur auch dazu bei, dass sowohl Kinder, als auch Erwachsene auf eine tägliche Portion gesunde Bewegung kommen können, was angesichts des zunehmenden Bewegungsmangels sehr wichtig ist.“

Die Niederlande sollten eine Vorbild sein

Was kann also konkret für den Radverkehr gemacht werden? Allgemein Tempo 30 statt 50 in den Gemeinden und Städten, Öffnung von Einbahnen für den Radverkehr und Verkehrsberuhigung sind günstige Maßnahme. Die Niederlande machen vor, wie das geht. So gibt es in 202 niederländischen Kleinstädten bereits mehr Radfahrten als Autofahrten, in Amsterdam wird mit 36 Prozent über ein Drittel der Wege mit dem Rad zurückgelegt - allein an Werktagen. Zur Erinnerung: Österreich will den Radanteil am Verkehr auf bescheidene 13 verdoppeln. VERDOPPELN.

Dass es allerdings auch anders geht, macht mit Vorarlberg unser westlichstes Bundesland vor. Schon 2017 hat man das angestrebte Ziel von 13 Prozent übertroffen und ist auf 16 Prozent gekommen. Auch da ist selbstverständlich noch Luft nach oben: Man will den Anteil der im Alltag erledigten Fahrten mit dem Fahrrad auf 20 Prozent erhöhen. Die Stadt Salzburg ist ebenfalls ambitioniert. Hier hält man es für realistisch, einen Radverkehrsanteil von 30 Prozent zu erreichen. Es geht also doch. Wenn man nur will.

Und damit dir dein Fahrrad nicht gestohlen wird, hier ein paar Tipps, wie das nicht passiert.

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