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Schanigärten dürfen im Winter aufsperren, das hat aber auch Nachteile

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Von: Christian Kisler

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Montage: Junge Menschen in einem Schanigarten, ein Heizpilz
Warme Decke oder Heizpilz? Im Schanigarten im Winter könnte es recht frisch werden. © Eckelt/Caro/Science Photo Library/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Wegen der COVID-19-Pandemie sollen Wiener Schanigärten heuer wieder über den Winter geöffnet bleiben dürfen. Wirtschaftlich klug, energiepolitisch nicht so.

Zum Rauchen geht man vor die Tür, zum Kaffeetrinken neuerdings auch. Nein, so schlimm ist es noch nicht gekommen, aber gerade bei höheren Temperaturen setzen sich Menschen gerne vor ein Lokal statt in eines. Stichwort: Schanigarten. Statt drinnen schwitzt man lieber draußen, wobei gerade am Abend bei lauen Temperaturen das Bier und der Aperol Spritz im Freien viel besser schmecken. Nicht umsonst gibt es gerade in Wien zahlreiche wunderschöne Schanigärten.

Das wissen auch die Gastwirt:innen zu schätzen, gerade zu Pandemie-Zeiten ist es überlebensnotwendig, einen Außenbereich zu haben. Und so durften wie schon in den letzten beiden Jahren die Outdoor-Bereiche von Bars und Restaurants nicht nur im Frühjahr und Sommer offen bleiben, sondern auch im (Spät-)Herbst und Winter.

Dass die COVID-19-Pandemie noch nicht ausgestanden ist und uns noch einige Zeit begleiten wird, merkt man an der aktuellen Corona-Welle. Und so gilt für die Gastronom:innen auch heuer: Wer eine sogenannte „Gebrauchserlaubnis für einen Sommer-Schanigarten im Jahr 2022“ hat, kann diese ab sofort verlängern und somit den Schanigarten bis zum 28. Februar 2023 benutzen. Natürlich nur mit entsprechender „Beantragung“, noch so ein schönes Wort aus dem Beamt:innendeutsch.

Mehr als die Hälfte der Gastronomiebetriebe hat die Schanigärten offen gelassen

Auch was das Gebrauchsabgabegesetz anbelangt, gibt es wieder finanzielle Erleichterungen. Unter anderem erspart man sich auch den Abbau des Schanigartens, die Kosten der Zwischenlagerung der Möbel und was sonst noch dazugehört. Mehr als die Hälfte der Wiener Gastronomiebetriebe ist in der Wintersaison 2021/22 auf dieses Angebot zurückgekommen und hat ihre Schanigärten über den Herbst und Winter offengehalten.

Dank Schanigärten gibt es mehr Platz für die Besucher:innen

Da die Omikronvariante und all ihre Abwandlungen auch im Freien ansteckend sind, ist das gesellige Beisammensitzen im Freien nicht der ausschlaggebende Grund für einen Schanigarten. Vielmehr soll den Lokalbetreiber:innen auch bei niedrigen Temperaturen die Möglichkeit gegeben werden, mehr Platz anzubieten, damit der Sicherheitsabstand auch ja gewahrt bleibt. Mehr Platz gibt es in diesem Fall ja.

Der Wiener Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke gibt sich jedenfalls zufrieden: „Aufgrund der aktuellen Pandemielage war für mich klar: Die Verlängerung dieser Sondermaßnahmen ist auch für die kommende Wintersaison sinnvoll, denn wir müssen weiterhin alles dafür tun, Wiener Unternehmer:innen zu helfen, ihre Geschäfte auch künftig erfolgreich führen zu können.“

„Geht‘s der Wirtschaft gut, geht‘s uns allen gut“, lautet ein Werbespruch der Wirtschaftskammern Österreich. Das ist allerdings nur eine Seite der Medaille, denn natürlich ist es einerseits fein und auch wichtig, wenn Gastronom:innen nicht um ihre Zukunft bangen müssen, wenn keine Arbeitsplätze verloren gehen. Auf der anderen Seite bringt es eines mit sich, wenn man in der Kälte knotzt, um seinen Kaffee oder sein Bier zu trinken: Man will nicht frieren. Nicht zuletzt sind deshalb in den letzten Jahren, noch vor der Pandemie, die Heizpilze wie Schwammerl aus dem Boden geschossen.

Heizpilze fressen Strom und sind klimafeindlich

Natürlich könnte die Stadt Wien dem Einhalt gebieten, denn Heizpilze fressen Strom und sind alles andere als klimafreundlich. So hätte man ein Zeichen gesetzt, dass man zwei Dinge ernst nimmt: die Klimakrise UND die fortschreitenden Preiserhöhungen, vor allem auch am Strommarkt. Zumindest die gasbetriebenen Exemplare sind bereits verboten worden. Allerdings wird die Entscheidungsgewalt nun den Wirt:innen überlassen, ob sie besagte Heizpilze aufstellen wollen oder nicht.

Statt Heizschwammerl aufzustellen, könnten dicke Sitzpolster und Wolldecken und spezielle, warme Winterdrinks ausgegeben werden. Und wer sich im Winter freiwillig ins Freie setzt, sollte das ohnehin nicht in kurzen Hosen tun, sondern in entsprechender, dem Wetter angepasster Kleidung. Dass man den Menschen aber nicht zu viel Eigenverantwortung zukommen lassen kann, hat man ja schon nach der Abschaffung fast aller Corona-Maßnahmen gesehen. Hat weniger gut geklappt.

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