Keine Angst vor Schlangen in Wien!

Ja, auch in Wien gibt es natürlich vorkommende Schlangen. Vor denen musst du dich aber nicht fürchten, sie sind ungiftig - und streng geschützt.
Okay, okay, ich verstehe alle, denen Schlangen nicht geheuer sind. Tatsächlich haben sie nicht unbedingt das beste Image. Das beginnt damit, dass bereits im alten Testament der Teufel in Gestalt einer Schlange die bis dahin unschuldig im Paradies lebenden Stammeltern Adam und Eva verführt. Und zwar insofern, als sie die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis essen. Den Rest der Story kennen wir, sie wurden aus dem Paradies verbannt, und heute haben wir den Salat. Wenn man denn an solchen Quargel glaubt.
Wie auch immer, die Meldungen letztes Jahr von Schlangen, die sich jeweils in Graz und Wien-Floridsdorf auf einem Klo versteckt hatten, sorgten bei vielen für schlaflose Nächte. Zumal diejenige in Graz einen Mann in die Kronjuwelen biss. Aaaarrrggh. Allerdings handelte es sich dabei um Tiere, die ihren Besitzer:innen ausgebüxt waren, und schon gar nicht um welche, die in Österreich in freier Wildbahn vorkommen. Albino-Netzpythons sind bei uns alles andere als heimisch, auch nicht „herkömmliche“ Pythons, auch nicht Boas, wie ebenfalls letztes Jahr eine in Wien gefunden wurde.
In Wien gibt es vier Schlangenarten
Ich gebe zu, dass ich auch nicht begeistert wäre, wenn ich in meinem Spülkasten oder in meiner Dusche eine ausgewachsene Schlange vorfinden würde. Da ich kein Herpetologe bin, also kein ausgewiesener Amphibien- und Reptilien-Experte, würde ich auch nicht auf Anhieb den Unterschied zwischen einer Ringelnatter und einer Boa constrictor erkennen. Gut, zumindest so viel wüsste ich, dass letztere schon wegen ihrer Größe nicht in mein Klo passen würde. Die Ringelnatter jedenfalls ist in Wien, meiner Geburtsstadt, heimisch, genauso wie die Würfelnatter, die Äskulapnatter und die Schlingnatter. Mehr gibt‘s nicht in der Bundeshauptstadt, bestenfalls noch die Blindschleiche, die allerdings eine Echse ist, keine Schlange, und außerdem winzig klein. Jedenfalls ist es Zeit für einen Imagewandel. Hat bei den Bienen ja auch geklappt.
Gemein ist ihnen allen: Sie sind ungiftig. Sie erfüllen wichtige Aufgaben in der Natur. Und: Sie sind streng geschützt. „Wiens Reptilien sind ungefährlich und erfüllen wichtige Aufgaben in unserem Ökosystem“, so Klimastadtrat Jürgen Czernohorsky. „Da sie allesamt gefährdet sind, stehen alle Reptilien in Wien unter strengem Naturschutz. Das bedeutet, sie dürfen weder gefangen noch aus ihrem Lebensraum entfernt und schon gar nicht getötet werden.“
Schlangen sonnen sich, um auf Betriebstemperatur zu kommen
Bei steigenden Temperaturen stößt man öfter auf die wechselwarmen Reptilien. „Wechselwarm“ bedeutet, dass ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren können und auf ausgiebige Sonnenbäder angewiesen sind, um zu „funktionieren“. Nichtsdestotrotz mögen sie es gern dunkel und feucht, deswegen findet man sie im Frühjahr vermehrt in Gartenhütten, Garagen und in Kellern. Aber keine Panik, im Normalfall finden die Schlangen auf demselben Weg wieder hinaus, über den sie hineingelangt sind. Weder du noch dein geliebtes Haustier sind dabei gefährdet, im Gegenteil, die Tiere nehmen üblicherweise Reißaus, sobald sich ein Mensch nähert.
Wie unterscheidet man nun die Wiener Schlangen voneinander? Die Äskulapnatter ist die längste Schlangenart Österreichs, sie bringt es auf eine Körperlänge von 1,80 Metern. Außerdem ist sie eine hervorragende Kletterin. Die Würfelnatter wiederum heißt nicht umsonst so, weist ihr Rücken doch ein markantes Würfelmuster auf. Allerdings zählt sie zu den am stärksten gefährdeten Reptilien in Österreich. Mit einer anderen Schlange wird die Schlingnatter gerne verwechselt, der Kreuzotter. Diese kommt allerdings gar nicht in Wien vor. Am auffälligsten ist die Ringelnatter, nicht zuletzt wegen ihrer gelben Flecken am Hinterkopf. Sie kann ganz schön übel stinken, denn wenn sie sich bedroht fühlt, scheidet sie ein stinkendes Sekret aus. Ansonsten stellt sie wie ihre Kolleginnen keine Gefahr dar und ist selbstverständlich ungiftig. Begegnest du einer, gilt wie so oft: Leben und leben lassen.