„Warnungen wurden einfach ignoriert“: Der Zicksee trocknet aus, Fische müssen gerettet werden

Der Wasserstand des Zicksees ist so niedrig, dass Fische darin nicht überleben können. Sie müssen in Sicherheit gebracht werden, bevor er austrocknet.
Die Hitze ist eine Sache, mit der wir fertig werden müssen, der ausbleibende Regen eine andere. Was die Landwirtschaft vor schier unlösbare Probleme stellt, trifft die Natur umso härter. Schon im Frühjahr war es viel zu trocken, langsam, aber sicher, geht den Seen das Wasser aus - sie trocknen aus. Der Wasserpegel des Neusiedler Sees im burgenländischen Seewinkel etwa ist auf einem historischen Tiefststand, dem niedrigsten seit Beginn der Aufzeichnungen 1965.
Noch schlechter geht es seinem kleinen Bruder, dem Zicksee. Manche der ihn umgebenden sogenannten Lacken sind bereits komplett ausgetrocknet, er selbst ist nur noch rund 20 Zentimeter „tief“. Erwachsenen Menschen reicht das Wasser an seiner tiefsten Stelle also nicht einmal bis zum Knie. Dabei galt der Wasserstand des Zicksees schon letztes Jahr als dramatisch niedrig, gebadet werden durfte nicht.
Dass der See prinzipiell nicht besonders tief ist, ist schon lange bekannt, macht die aktuelle Situation aber nicht unbedingt besser. Bereits ab 2010 wurde der Zicksee zehn Jahre lang mit 300.000 Kubikmetern Wasser zusätzlich versorgt. Tatsächlich ein Tropfen auf den heißen Stein, verdunsten Schätzungen zufolge doch rund 730.000 Kubikmeter Wasser jährlich - in „normalen“ Sommern. Erreicht die Temperatur über 30 Grad, verliert das Gewässer einen Zentimeter täglich.
30 Tonnen Fische sollen aus dem Zicksee gerettet werden
In seiner Hilflosigkeit bat Andreas Sattler (ÖVP), Bürgermeister von St. Andrä, den Ort, in dem der Zicksee liegt, Fischteichbesitzer:innen und Sportfischer:innen um ihre Hilfe. Unzählige Fische sind in dem seichten Wasser verendet, nun sollen die überlebenden in nahegelegene Teiche übersiedelt werden. An die 30 Tonnen soll der herausgefischte Bestand am Ende haben. Dass viele der Tiere den Transport nicht überstehen werden, zeichnet sich ab, offenbar wurde zu spät gehandelt. Der Schlamm aus dem See verstopft die Kiemen und setzt der sonst schleimigen Fischhaut zu. Nur wenige werden sich wieder erholen. Eine Katastrophe für das Naturjuwel.
Bürgermeister Sattler steht jedenfalls in der Kritik, zu lange zugeschaut zu haben und zu spät etwas unternommen zu haben. Schon im Juni musste die Dottierung, also der Zufluss von Wasser, eingestellt werden „Die Gemeinde darf eine bestimmte Menge dotieren. Wenn ein gewisser Grundwasserpegel erreicht wird, müssen wir abschalten“, erklärte Sattler gegenüber der APA. Das ist richtig, dennoch hat man seitdem relativ lange tatenlos zugesehen, wie Pflanzen und Tiere ihren Lebensraum verlieren.
Die Kritik am Bürgermeister fällt harsch aus
Entsprechend harsch fällt die Kritik der Grünen im Burgenland aus. „Wenn ein Bürgermeister einer Katastrophe wie dem Fischsterben im austrocknenden Zicksee nur mit Bedauern zusieht, statt rechtzeitig zu handeln, dann ist das fahrlässig“, so der Tierschutzsprecher der burgenländischen Grünen, Wolfgang Spitzmüller in einer Aussendung. „Die Trockenheit war ja keine Überraschung, aber Warnungen wurden einfach ignoriert.“
Nun soll zu einem seit längerem zur Diskussion Heilmittel für den Zicksee gegriffen werden, einer Wasserzuleitung aus der ungarischen Donau in den Seewinkel. Ob das tatsächlich hilft, ist insofern fraglich, als die chemische Zusammensetzung des Donauwassers doch eine andere als die der Seen ist. Für heuer ist es jedenfalls ohnehin schon zu spät. Der Zicksee wird aller Voraussicht nach in den nächsten Wochen, auf jeden Fall noch im Sommer, komplett austrocknen. Ein Drama.