S-Link: Die U-Bahn für die Stadt Salzburg klingt super, könnte aber scheitern

Unter der Stadt Salzburg soll eine unterirdisch geführte Bahn vom Hauptbahnhof zum Mirabellplatz führen. Nach dieser kurzen Strecke könnte Endstation sein.
Willst du von A nach B gelangen, schaffst es aber nicht mit dem Rad oder zu Fuß, sind die Öffis immer eine gute Wahl. Ob klimatisiert oder nicht, ist gerade im Sommer ebenfalls ein schlagendes Argument, ob du damit fährst oder nicht. Sei es Bus, Bim, U-Bahn - halt, U-Bahn? Die gibt es in Österreich nur in Wien und kurioserweise im Tiroler Dorf Serfaus. Die verfügt mit 1.400 Metern Seehöhe über die höchstgelegene und nebenbei kleinste U-Bahn der Welt - per Luftkissenantrieb und ohne Fahrer:in. In Graz fährt zumindest die Straßenbahn ein wenig unterirdisch, das tut sie in Wien allerdings auch und heißt dann USTRABA. Städtische Seilbahnen wird es hierzulande wohl so bald nicht geben.
44 Millionen Euro für einen U-Bahnhof ohne U-Bahn
Einen Ausreißer vom öffentlichen Nahverkehr an der Erdoberfläche gibt es freilich noch: Die Endstation der Salzburger Lokalbahn ist unterirdisch angelegt. Mitte der 1990er Jahre, als der Bahnhof tiefer gelegt wurde, war eine Weiterführung unter der Stadt ins Zentrum im Gespräch - zumindest dachten das die Architekt:innen damals. Der Umbau kostete zwar 600 Millionen Schilling, also umgerechnet etwa 44 Millionen Euro, beileibe kein Pappenstiel. Die damalige Stadtregierung hatte aber anderes im Sinne und setzte weiterhin auf Autoverkehr. Man wollte ja keine Wähler:innen vergraulen.
Dass jetzt, ein Vierteljahrhundert später, der Salzburger Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss für den Bau der unterirdischen Lokalbahn-Verlängerung in der Landeshauptstadt gefasst hat, grenzt an ein kleines Wunder. Aber auch der Wähler:innenwille hat sich im Laufe der Zeit geändert. Schließlich setzt man nicht mehr aufs Auto, sondern aufs Fahrrad, will man doch den Radverkehrsanteil auf 30 Prozent erhöhen. Die unterirdisch fahrende Bahn in der Stadt Salzburg soll jedenfalls nicht U-Bahn heißen, das wäre ja langweilig. Sondern S-Link. Beschlossen wurde zunächst der Ausbau von Hauptbahnhof bis Mirabellplatz, eine gerade einmal 850 Meter lange Strecke. Kostenpunkt: 220 Millionen Euro. Wieder kein Pappenstiel.
S-Link in Salzburg steht auf wackligen Füßen
Wer sich jetzt denkt, dass selbst die Berg-U-Bahn in Serfaus länger ist, hat nicht ganz unrecht. Aber, kleine Entwarnung, das soll ja nur der Anfang sein, der erste Streckenabschnitt, geplant ist eine unterirdische Verbindung vom Norden in den Süden der Stadt. Allerdings ist durchaus fraglich, ob es dazu kommen wird. Oder ob es beim Mirabellplatz dauerhaft heißt: „Endstation, bitte alle aussteigen.“ Immerhin ist es von dort nur ein Katzensprung zum Mirabellgarten, und der ist immer einen Besuch wert.
Dass das ganze Unterfangen wackelt, hat statische Gründe, aber auch politische. Die größte Fraktion im Gemeinderat (SPÖ) stimmte nämlich dagegen, während sich alle anderen Parteien, ÖVP, FPÖ, KPÖ, NEOS und die grüne Bürgerliste dafür aussprachen. Alles sehr unsicher, vor allem, wenn es um die Finanzierung des Projekts S-Link geht. ÖVP und Grüne haben trotz ihrer Zustimmung Bedenken geäußert - eben, was das liebe Geld betrifft.
Der Untergrund der Stadt Salzburg stammt aus der Eiszeit
Dazu kommen ganz einfach, wie bereits angedeutet, praktische, nämlich statische Probleme. Der Grund, auf dem Salzburg, die Stadt, gebaut ist, stammt tatsächlich aus der Eiszeit. Dieser sogenannte Seeton ist verhältnismäßig weich und alles andere als stabil, eignet sich also so gar nicht für Bauten wie etwa eine U-Bahn-, äh, S-Link-Trasse. Um das Projekt dennoch verwirklichen zu können, müsste man bedeutend mehr Geld in die Hand nehmen, die Kosten könnten explodieren. Wie so oft gilt: Gut gemeint ist das Gegenteil von gut. Vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Posse eigentlich ihren Anfang schon vor gut 25 Jahren mit der Verlegung des Lokalbahnhofes in den Untergrund begonnen hat.