„Unkontrolliertes Wachstum ist ein Problem“: Die Stadt Wien sagt Tauben den Kampf an

Tauben sind nicht unbedingt die Lieblingstiere der Österreicher:innen. Ein Taubenschlag in einem Wiener Gemeindebau soll das Wachstum jetzt kontrollieren.
Nicht umsonst werden Stadttauben als „Ratten der Lüfte“ bezeichnet. Tatsächlich tummeln sich gerade um den Wiener Hauptbahnhof außerordentlich viele. Schließlich vermehren sich die Vögel ja auch wie die sprichwörtlichen Karnickel. Und dass sie nicht immer artgerecht gefüttert werden, lässt die Situation noch weiter ausarten. Stichwort „falsch verstandene Tierliebe“.
Dieses Problem hat auch das Wildtierservice Wien erkannt und deshalb eine ungewöhnliche Maßnahme ergriffen. Direkt am Hauptbahnhof befindet sich ein alter Gemeindebau, der Südtiroler Hof. Der ist ein beliebter Aufenthaltsort der Wiener Stadttauben, sehr zum Leidwesen der dortigen Bewohner:innen. 1927 bis 1928 erbaut, ist der Südtiroler Hof mit 179 Wohnungen schließlich der größte Gemeindebau aus der Zwischenkriegszeit im 4. Bezirk.
Die Balkone haben mit Netzen vor Tauben geschützt werden müssen
Bisher haben sich die ansässigen Mieter:innen damit beholfen, ihre Balkone mit Netzen zu verkleiden. Denn die Tauben hinterlassen dort und auf den Fensterbänken ihren Kot, mit entsprechender Geruchsentwicklung. Und besonders appetitlich ist das ja auch nicht, wenn du ständig die Vögel von deinem Fensterbrett verscheuchen und ihre Hinterlassenschaften entfernen musst.
Jetzt hat das Wildtierservice des Forst- und Landwirtschaftsbetriebs der Stadt Wien gemeinsam mit Wiener Wohnen ein Projekt ins Leben gerufen, einen Taubenschlag. Dort, im Dachstuhl des Südtiroler Hofs, sollen die Tiere nach Belieben ein- und ausfliegen können und das ganze Jahr über brüten können.
Wo ist jetzt der Vorteil und wie soll das Wachstum der Tauben so eingegrenzt werden können? Indem etwa die Fortpflanzung durch den aktiven Eieraustausch auf ihren Nistplätzen kontrolliert wird. Die gelegten Eier werden entfernt, stattdessen werden Gipseier hingelegt. Die Vögel brüten zwar, es schlüpft aber eben kein Nachwuchs.
Kranke Tauben werden eingefangen und wieder aufgepäppelt
Außerdem werden sie mit artgerechtem Futter und Wasser versorgt, so soll zum Teil auf den Menschen übertragbaren Krankheiten vorgebeugt werden. Wird trotzdem eine kranke Taube entdeckt, wird sie eingefangen, wieder aufgepäppelt und mit einem Ring an den Füßen zurückgebracht. Der Taubenschlag ist dabei Teil des Projekts Stadttauben in Wien und wird wissenschaftlich begleitet.
„Ziel dieses Pilotprojektes ist es, durch den neu erlangten Wissensstand den Stadttauben nachhaltig zu helfen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um eine gesunde Taubenpopulation in Wien hervor zu bringen“, so Forstdirektor Andreas Januskovecz.
Die Vermehrung der Tauben wird begrenzt
„Ein unkontrolliertes Wachstum der Populationen ist ein Problem für die Bewohner:innen und für eine Hausverwaltung. Es ist daher immer wieder wichtig zu betonen, dass Tauben im Wohnumfeld nicht gefüttert werden sollen, um keine ungesunde Vermehrung und Ansiedlungen zu fördern“, erklärt Karin Ramser, Direktorin von Wiener Wohnen.
„Durch die jetzt gestartete Betreuung und Fütterung ist auch sichergestellt, dass die Vermehrung begrenzt ist. Das ist auch ein großer Gewinn für unsere Mieter:innen und Bewohner:innen in der Nachbarschaft: Denn so soll die Ansiedlung in anderen Teilen der Wohnhausanlage und Nachbargebäuden vermieden werden.“
Klingt nach einer Win-win-Situation. Die Tauben bleiben gesund und verbreiten keine Krankheiten, gleichzeitig wird die Population eingedämmt, was die Lebensqualität in der Nachbarschaft massiv fördern soll. Jetzt muss das Projekt nur noch auf ganz Wien ausgerollt werden.
In den Städten leben allerdings nicht nur Tauben. Raben und Krähen sollen dafür eingesetzt werden, Tschickstummel aufzusammeln.