In unser Trinkwasser gelangt immer mehr verschmutztes Flusswasser

Der Grundwasserspiegel sinkt und sinkt. Ein wichtiges Trinkwasserreservoir, in das immer mehr verschmutztes Wasser aus Bächen und Flüssen einsickert.
Die Klimakrise ist nicht nur ein Szenario aus ferner Zukunft, wir erleben sie hautnah mit. Immerhin war dieser Sommer nicht nur heiß, er reiht sich ein in die am meisten von Hitzewellen betroffenen Jahreszeiten seit Beginn der Aufzeichnung ein. Dazu kommt immer geringerer Niederschlag, soll heißen, es regnet viel zu wenig. Das spüren wir in Österreich am eigenen Leib. Österreichs Seen geht das Wasser aus, schon seit dem späten Frühjahr. Im Neusiedlersee ist so wenig Wasser, dass du kaum noch schwimmen kannst, von Schifffahrt ganz zu schweigen. Und der Zicksee, ebenfalls im Burgenland, ist bereits komplett ausgetrocknet, mit verheerenden Folgen für die darin lebenden Fische.
Ein österreichisch-deutsches Forscherteam berichtet im Fachjournal „Water Research“, dass ins Grundwasser, wichtige Quelle für Trinkwasser in vielen Gegenden, immer mehr verschmutztes Nass aus Bächen und Flüssen eindringt. Nicht nur in Österreich, sondern auf der ganzen Welt. Warum das so ist? Durch die Klimakrise nimmt die sogenannte „Neubildungsrate“ ab. Außerdem wird für die landwirtschaftliche Bewässerung und Trinkwasserversorgung mehr entnommen als nachkommt.
Das Flusswasser gelangt in die Grundwasserreservoirs
Bis dato war es so, dass Grundwasser bei ausreichend Niederschlag an vielen Stellen nach oben drückte und so Bäche und Flüsse speiste. Das hat sich nun geändert, denn das Fließwasser sickert vermehrt in den Untergrund und gelangt so in die Grundwasserreservoirs. „Als Folge dieser Druckumkehr können Schadstoffe ins unterirdische Nass eindringen“, so das Forscher:innen-Team um Anke Uhl vom Arbeitskreis Quellen und Grundwasser der Deutschen Gesellschaft für Limnologie in dem Bericht: „Denn in den Bächen und Flüssen fließen nicht nur Regen- und Quellwasser, sondern auch die Abläufe von Kläranlagen.“
Christian Griebler vom Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie der Universität Wien ergänzt: „Wir reichern das Grundwasser dadurch zunehmend mit Abwasserinhaltsstoffen an – mit Resten von Medikamenten, Haushaltschemikalien, künstlichen Süßstoffen und anderen Schadstoffen.“ Unterm Strich gibt es nicht nur weniger Trinkwasser, auch seine Qualität schwindet den Forscher:innen zufolge.
Während in Deutschland etwa das ganze Bundesgebiet betroffen ist, verschärft sich in Österreich der Grundwassermangel vor allem in jenen Regionen im Osten und Südosten. Also dort, wo es ohnehin schon Probleme gibt – siehe Neusiedler See und Zicksee. Neben dem Burgenland sind auch die Südsteiermark, Kärnten und das niederösterreichische Weinviertel betroffen. Dort sagen die Klimaprognosen in Zukunft weniger Niederschlag voraus.
Bei steigenden Temperaturen gibt es weniger Grundwasser
Durch die steigenden Temperaturen gibt es außerdem eine erhöhte Verdunstung. Und das sorgt alles in allem, dass weniger Grundwasser gebildet wird. „Zudem wird bei steigender Trockenheit mehr Grundwasser für die Bewässerung in der Landwirtschaft entnommen“, so Ökologe Griebler: „Intensiv bewässerte Flächen finden sich beispielsweise im südlichen Wiener Becken und im Seewinkel.“ Es ist also ein Teufelskreis.
Was dagegen hilft? Sparen, sparen, sparen, und zwar industriell wie privat. So muss weniger Grundwasser gefördert werden. Und, no na, muss verhindert werden, dass langlebige Schadstoffe in den Wasserkreislauf gelangen. In Kläranlagen müsse den Forscher:innen zufolge eine „vierte Reinigungsstufe“ eingebaut worden, bei der sogenannte „Spurenstoffe“ herausgefiltert werden. Das sind Schadstoffreste, die selbst in kleinen Mengen Wirkung zeigen, wie etwa bei Medikamenten.
Im „Lagebericht 2022 - Kommunales Abwasser“ des österreichischen Landwirtschaftsministeriums heißt es diesbezüglich: „Obwohl sie in den Gewässern in niedrigen Konzentrationen vorkommen, können sie Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht oder die menschliche Gesundheit haben, zum Beispiel eine hormonähnliche Wirkung.“ Nicht sehr beruhigend. Gehandelt werden muss also sofort.