Die tropische Riesenzecke verfolgt ihre Opfer und überträgt Krankheiten - auch in Österreich

Durch die Klimakrise feiern Zecken fröhliche Urständ. Da es länger warm ist und die Temperaturen steigen, machen sich auch vermehrt tropische Vertreter breit.
Zecken gehören neben Gelsen wohl zu den unbeliebtesten Insekten. Abgesehen davon haben sie eines gemeinsam: Sie wollen unser Blut. Stechmücken piksen dich, bedienen sich an deinem Lebenselexir und vertschüssen sich. Zurück bleibt eine juckende Stelle, aber zumindest in unseren Breiten keine potenziell tödliche Krankheit. In anderen Ländern sieht das schon anders aus. Außerdem gibt es diverse Hausmittel, mit denen man sich gegen die Quälgeister schützen kann. Und noch eine gute Nachricht: Gelsen mögen es feucht, die anhaltende Trockenheit der letzten Monate hat dazu geführt, dass ihre Wachstumsrate in hohem Maße eingebrochen ist.
Zecken sind Nutznießer:innen der Klimakrise
Nicht so bei den Zecken. Als wäre es nicht genug, dass es in Österreich nicht weniger als 18 Arten gibt, in den letzten Jahren nahmen ihre Wachstumszahlen auch noch immer weiter zu. Das hat direkt mit der Klimakrise zu tun, denn höhere Temperaturen, längere Sommer, mildere Winter waren allesamt beste Voraussetzung, dass sich die zu den Milben gehörenden Insekten freudig vermehren können. Die Wahrscheinlichkeit, in Kontakt mit einem der Biester, die ihre Opfer anspringen und sich dann festsaugen, ist im Grünen nicht so gering. Vor allem, wenn wie im Sommer die Shorts kurz und die Beine somit nackt sind. Deswegen bei Wanderungen am besten immer lange Kleidung tragen, auch wenn es mitunter unangenehm ist.
Wohl jenen, die geimpft sind, denn schon heimische Zecken können die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Form der Gehirnhautentzündung übertragen. Die Impfung schützt dagegen. Wogegen sie nicht schützt: Krankheitserreger, die von der bei uns neuen Zeckenart Hyalomma marginatum übertragen werden können. Sie ist auch als tropische Riesenzecke bekannt, im Schnitt doppelt so groß wie heimische Arten und stammt, wie ihr Name verrät, aus den Subtropen. Im Allgemeinen labt sie sich nur am Blut großer Säugetiere wie Pferden oder Rindern, dennoch fallen ihr auch zunehmend Menschen zum Opfer. Und welche Krankheiten überträgt sie nun? Alles kein Lercherl, das Krim-Kongo-hämorrhagische Fieber, führt zu Blutungen und verläuft in fünf bis 30 Prozent der Fälle tödlich. Auch der Fleckfieber-Erreger Rickettsia aeschlimannii ist nicht ohne.
Die tropische Riesenzecke verfolgt ihre Opfer
Eine weitere unangenehme Eigenschaft haben die tropischen Riesenzecken gegenüber heimischen Arten. „Die heimischen Zecken wie der Holzbock oder die Reliktzecke sind Lauerjäger, die im Gras warten, bis jemand vorbeikommt“, erklärt Georg Duscher, Parasitologe bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) gegenüber der Tageszeitung „Der Standard“. „Die tropische Riesenzecke sucht aktiv ihren Wirt auf und folgt ihm auch auf hundert Meter.“ Dabei können die Parasiten die Witterung ihrer Opfer bis zu neun Meter weit wahrnehmen.
Ob die tropischen Riesenzecken tatsächlich schon ansässig bei uns sind, ist noch nicht restlos geklärt, bleibt aber zu befürchten. Fest steht, dass sie mit den Vogelzügen nach Europa kommen und sich angesichts der neuen klimatischen Bedingungen auch bei uns wohlfühlen. Wer ein Exemplar sichtet, kann es bei der Ages melden, dort werden sie auch auf Krankheitserreger untersucht. Wie gesagt, sind sie mit fünf bis sechs Millimetern doppelt so groß wie ihre heimischen Zeitgenoss:innen und an ihren gestreiften Beinen zu erkennen. Klimakrise, Pandemie und Inflation sind ja nicht genug, jetzt brauchen wir auch noch diese Biester.
Aber auch andere Gesundheitsrisiken nehmen durch die Klimakrise zu.