Dariadaria: Alles, was ihr über die bekannte Umweltschutz-Allrounderin wissen müsst

Madeleine Alizadeh - besser bekannt als Dariadaria - hat mit ihrem Blog und Instagram-Profil den Nerv der Klimaschutz-Zeit getroffen. Doch das war nicht immer so. Wie es dazu kam und auf welchen Ebenen sie nun tätig ist, erfährt ihr jetzt.
Sie ist Autorin, Aktivistin, Unternehmerin, Podcasterin, Speakerin, Yogalehrerin und wird oft als bekannteste Nachhaltigkeits-Influencerinnen im deutschsprachigen Raum wahrgenommen. Umweltschutz, aber auch Politik, Kunst und Feminismus erhalten Einzug in ihre aktuelle Arbeit und ihr Engagement. Doch welches Setting formte all jene Interessen und ihren Drang diese zu verbreiten?
Kindheit & Umfeld
Madeleine ist in Wien geboren und aufgewachsen. Ihr Vater stammt aus dem Iran und kam in den 1970er Jahren als Flüchtling nach Österreich. Obwohl er selbst eine schwere Kindheit erlebte, an Knochenkrebs litt und deshalb ein Bein verlor, setzte er sich immer für benachteiligte Menschen ein. So auch während der Islamischen Revolution, wo er als Menschenrechtsaktivist anderen zur Flucht verhalf. Sie selbst nannte dies als einen der Hauptgründe dafür, warum sie sich heute so stark für Fairness einsetzt. Madeleines Mama ist in Tirol aufgewachsen und bekam dort den religiösen Druck zu spüren. Sie selbst überließ ihren Kindern - Madeleine hat noch einen Bruder - diesbezüglich die Entscheidung.
Ausbildung & Berufseinstieg
Madeleines Reise begann zunächst vor allem wegen des familiären Kontexts mit einem Studium der Politikwissenschaft und Ethnologie, welches sie aber abbrach. Ein weiterer Interessensstrang entwickelte sich hinsichtlich ihres Lebenslaufs dann als federführend: die Fotografie. Madeleine spezialisierte sich in Mailand darauf und schoss mit Master ab. Als sie nach einer Asienreise nach Wien zurückkehrte, beschloss sie ihren eigenen Blog aufzuziehen - das war zu diesem Zeitpunkt noch etwas richtig Aufregendes. Hinsichtlich ihrer Ausbildung, und ihrer Vorliebe, sich auch mal lautstark zu äußern, bot sich diese neue Art von Plattform perfekt an. Ab 2010 veröffentlichte sie regelmäßig unter dariadaria.com Blogposts.
In ihrem ersten Eintrag schrieb sie über eine Demo gegen die Kürzung der Familienbeihilfe. Dieser wurde natürlich von Bildern - sie setzte damals noch auf Polaroid - begleitet. Schnell war klar: ihre Einträge kamen an und bald erreichte sie schon eine große Anzahl an Menschen. Vor allem Mode- und Lifestyle-Themen erwiesen sich als beliebt - nicht nur bei den Leser:innen, sondern auch große und bekannte Make-up und Modemarken wurden Dariadaria aufmerksam.
Dariadaria & das Luxuslife
Darias Karriere startete bekanntlich nicht direkt mit einem Vollblut-Engagement im Umweltschutzbereit. Als der Instagram- und Blogger-Trend ab 2014 an Fahrt gewinnt, setzte auch sie auf Kooperationen und Produktplatzierungen und konnte schon früh vom Influencer:innen-Business leben. Reisen und Luxus gehörten damals zu ihrem Alltag. So war sie bspw. bei einem Blogger-Event in Florenz eingeladen, wo man mit Privatjets eingeflogen wurde. Bei der Veranstaltung auf einem Gut gab‘s Rinderfilet zum Abendessen und unzählige Heizschwammerl sorgten für eine angenehme Atmosphäre. In dieser Zeit zählten etwa Valentino und Chanel zu ihren Kunden. 2016 kam der Zusammenbruch der heute 32-Jährigen, danach orientierte sie sich neu.
Dariadaria & ihr Wandel
Laut einem aktuellen VOGUE-Interview gab es tatsächlich einen Tag X, an dem sich für Dariadaria einiges veränderte. Obwohl sie schon immer mit starken ethischen Werten aufgewachsen war und ihr Sinn für Gerechtigkeit stark ausgeprägt war, gab es da die ZDF-Doku „Gift auf unserer Haut“, in der es um Leder-Gerbereien in Bangladesch, aber auch generell um Leder und die Produktion im Fast-Fashion-Kontext geht, die sie endlich zum Umdenken bewegte. Ihren bisherigen Lebensstil änderte sie radikal. „Es ist ein Fehler, auf individueller Ebene nach Lösungen zu suchen. Diesen Fehler habe ich auch begangen, habe sehr individualisiert und entpolitisiert gesprochen und gehandelt. Aber: Wir müssen das große Bild im Auge behalten“, sagte sie zu ihrer Kehrtwende. Deshalb schloss sie ihren Modeblog, mistete ihren Kleiderschrank radikal aus und fing an, nur noch nachhaltige Kleidung zu tragen. Sie entschloss sich dazu, auf 95 Prozent ihrer bestehenden Partner:innen zu verzichten.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz
Die individuelle Ebene zu verlassen, heißt für Dariadaria vorwiegend, das Thema Nachhaltigkeit aufzugreifen und zu leben. Auf folgenden Bereichen hat sich die 32-Jährige diesbezüglich spezialisiert.
- Modelabel dariadéh: Nachdem sie ja bereits viel Erfahrung in diesem Bereich sammeln konnte, war es nur naheliegend ihren Einfluss zu nutzen, und ein Gegenbeispiel zu den herkömmlichen Produktionsweisen der Fast-Fashion-Industrie zu liefern. Im Zuge dessen gründete sie das Modelabel Dariadéh, das 2017 aus einer Kooperation mit dem deutschen Ministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit entstand. Im Rahmen einer ersten Kampagne rund um die prekären Arbeitsverhältnisse von Näherinnen in Indien designte Madeleine ein T-Shirt. Die riesige Nachfrage nach dem rasch vergriffenen Shirt spornte die Bloggerin an, ihr eigenes Label zu gründen. Die Produktion findet in Portugal vorrangig in kleinen Familienmanufakturen statt, auf Polyester wird komplett verzichtet, sämtliche Materialen sind nachhaltig.
- Podcast a mindful mess: Ob Ausbeutung in der Massentierhaltung, Brände im Amazonas oder fragwürdige Werbekampagnen: Hier recherchiert, erklärt und streitet sich die Österreicherin gerne. Die Themen reichen von nachhaltigem Lebensstil über aktuelle Geschehnisse bis zu Persönlichkeitsentwicklung und sind meist in Form von informativen Vorträgen oder Gesprächen und Interviews mit Gästen gestaltet. Seit 2019 fällt „a mindful mess“ unter die Rubrik „Spotify-Exclusive-Podcast“.
- Tierschutz: Madeleine setzte sich früh für Tierwohl ein. Sie unterstützt Kampagnen von Vier Pfoten und hat zuletzt auch eine Patenschaft für Störche übernommen.
- Buch Starkes Weiches Herz: Um nicht komplett aufs Schreiben verzichten zu müssen, brachte Madeleine ihr eigenes Buch heraus. Sie beschreibt darin auf sehr persönliche Weise ihre Prinzipien zu einem bewussten Leben und gibt Leser:innen Tipps dies ebenso zu tun. Die erste Auflage des Buches wurde auf Wunsch der Autorin auf nachhaltig produziertem Apfelpapier gedruckt. Das Buch hielt sich über Monate hinweg auf der Spiegel-Bestsellerliste in der Kategorie Paperback Sachbücher.
Politisches Engagement
Madeleine schreibt und spricht nicht nur über Ungerechtigkeiten aller Art, sie sorgt auch dafür, dass dagegen vorgegangen wird. Folgend ein Auszug ihres politischen Engagements:
- Geflüchtete: Dariadaria hat sich vor allem 2015 für nach Österreich geflüchtete Menschen eingesetzt. Damals besuchte sie auf täglicher Basis etwa das Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen, spendete ihre ausgemistete Kleider, sammelte aber auch selbst Spenden und machte das Asylverfahren für eine irakische Familie durch einen auf ihrem Blog veröffentlichten offenen Brief möglich. Noch immer setzt sie sich gegen rechte Hetze ein.
- Parteipolitik: Seit 2019 engagiert sie sich auch parteipolitisch für Maßnahmen gegen den Klimawandel. Bei der österreichischen Nationalratswahl 2019 belegte sie den letzten Listenplatz für Die Grünen, ohne dabei einen Wahlkampf geführt zu haben. Sie ist somit eher symbolisches Mitglied, aktive Mitarbeit schloss sie aufgrund ihres sonstigen Engagements aus.
- Feminismus: 2021 organisierte Madeleine einen männerfreien Badetag im Thermalbad Bad Vöslau. Es gehe an dem Tag „einzig und allein darum, Raum zu schaffen, der uns oft nicht gegeben wird. Schönheitsstandards, Körpernormen und ‚Male Gaze‘ hatten keinen Zutritt. Angeknüpft an den Badetag in Bad Vöslau war auch eine Spendenaktion: Der Eintritt von drei Euro wurde komplett an den afghanischen Frauenverein gespendet.
- Mode: Auch bezüglich ihrer Einstellung zu Fair Fashion forderte sie die Politik schon oftmals auf, die Rahmenbedingungen anzupassen. „Die Schuld liegt nicht bei Konsumentinnen und Konsumenten, sondern die Politik muss zur Verantwortung gezogen werden“, sagt sie etwa.