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Unwetter in Österreich: Ein Experte für Naturgefahren erklärt, wie es zu so schweren Schäden kommen konnte

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Von: Johannes Pressler

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Unwetter in Treffen in Kärnten.
Unwetter in weiten Teilen Österreichs: Die Schäden, so wie hier in Treffen (Kärnten), sind enorm. © Gert Eggenberger/APA-PictureDesk

Interview: Johannes Hübl (BOKU Wien) über die schweren Unwetter in weiten Teilen Österreichs. Ein Todesfall hätte möglicherweise sogar verhindert werden können.

Unbefahrbare Straßen, zerstörte Häuser, mit Wasser zugeschüttete Fußballplätze. Es sind Bilder wie aus einem Katastrophenfilm, die uns derzeit aus Kärnten, Salzburg und Oberösterreich erreichen. Die schweren Unwetter sorgten für einiges an Verwüstung, die Überschwemmungen und Murenabgänge trafen besonders Kärnten hart. Eine Familie musste mit einem Hubschrauber aus ihrem Zuhause gerettet werden. Ein vermisster Mann im kärntnerischen Treffen konnte nur tot aufgefunden werden.

Jetzt beginnen die Aufräumarbeiten. Die Schäden sind insbesondere in Kärnten enorm. Neben dem Bundesheer hat auch die Politik schon zugesagt, mit finanzieller Hilfe unter die Arme greifen zu wollen. Doch in welchem Ausmaß hätten die Schäden verhindert werden können? Und welche Rolle spielt die Klimakrise bei derart schweren Unwettern? Das hat BuzzFeed Austria den Universitätsprofessor für Naturgefahren und Risikomanagement an der Universität für Bodenkultur in Wien, Johannes Hübl, gefragt.

Neben schweren Überschwemmungen kam es in Teilen Österreichs auch immer wieder zu Murenabgängen. Wie kommen solche gefährlichen Abgänge überhaupt zustande?

Im Prinzip mischt sich Wasser mit unterschiedlichem Geröll. Wenn eine gewisse Konzentration erreicht ist, kommt es zu einem Übergang von einem Hochwasser zu einem Murgang. Dieser kann Spitzenabflüsse haben, die durchschnittlich das drei- bis zehnfache von einem Hochwasser sind.

Besonders in Kärnten sollen die Schäden enorm sein. Aus der Perspektive eines Experten für Risikomanagement, hätten diese teilweise verhindert werden können oder kann man bei Unwettern dieses Ausmaßes einfach nichts machen?

Wir denken in sogenannten Bemessungsereignissen. Das ist ein Gedanke, wie groß die Gefahr sein kann. Dazu gehören Faktoren wie die Abflusstiefe und Geschwindigkeit. Wenn ich mir die Niederschlagsdaten ansehe, die an den betroffenen Orten aufgetreten sind, dann liegen wir hier über so einem Bemessungsereignis. Die Gebiete reagieren halt darauf. Bei sehr starker Belastung wird das Ganze aber zu einem Überlastfall. Tritt so ein Fall ein, werden die Schäden zwar reduziert, können aber immer noch in einem sehr großen Ausmaß auftreten. Das ist hier sicherlich so geschehen. Die Sicherheitsmaßnahmen sind nämlich nur auf Bemessungsereignisse ausgelegt. Die Natur hört aber nicht bei irgend so einem Bemessungsereignis auf, sondern geht weiter. Theoretisch sollten diese dann aber sehr selten auftreten. 

Johannes Hübl im „ZIB 2“-Interview.
Experte Hübl: „Die Natur hört aber nicht bei irgend so einem Bemessungsereignis auf, sondern geht weiter.“ © Johannes Hübl

Was bedeutet das für besonders betroffene Gebiete wie Treffen, wo ein Mann sogar verstorben ist?

Dort gibt es ein Schutzprojekt, dass allerdings noch nicht ausgeführt wurde. Rückhaltebecken für Hochwasser sind hier geplant, aber noch nicht gebaut. Das Projekt liegt am Tisch, die derzeitigen Unwetter kamen dafür allerdings zu früh. Sonst hätte es in diesem Gebiet wohl anders ausgesehen. 

Müssen wir damit rechnen, dass solche schweren Unwetter immer öfter geschehen werden oder handelt es sich hierbei immer noch um Ausnahmefälle?

Solche extremen Ereignisse sind sicher Ausnahmefälle. Pro Jahr werden in Österreich knapp 400 Millionen Euro in Schutzmaßnahmen investiert. Dank dieser Schutzmaßnahmen führt nicht jedes Ereignis zu derartig großen Schäden. Was man allerdings merkt, sind die Überlastfälle oder wo eben noch keine Schutzmaßnahmen realisiert wurden. Es werden Ausnahmefälle bleiben. Solche Ausnahmefälle könnten in Zukunft aber öfters eintreten. Das ist nicht ausgeschlossen. 

Welche Rolle spielen dabei die Klimakrise beziehungsweise die jährlich steigenden Temperaturen?

Wetterlagen und Temperaturen spielen eine wesentliche Rolle. Je wärmer es ist, umso mehr Wasser kann die Luft aufnehmen. Was wir sehen, ist die Tatsache, dass die Intensität von Niederschlägen dann größer werden kann. Zudem kommt hinzu, dass gewisse Wetterlagen immer stationärer werden. Früher gab es mehr Abwechslung zwischen schönem und schlechtem Wetter. Jetzt haben wir längere Perioden, die entweder schön oder schlecht sind. Das sind sicherlich gewisse Faktoren, die hier in Zukunft eine Rolle spielen werden. 

Ebenfalls in Gefahr steht der Neusiedler See im Burgenland. Der See droht nämlich auszutrocknen. Um das zu verhindern, hat das Burgenland nun eine eigene GmbH gegründet.

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