Wer Tiere liebt, sollte sie essen? Für den Verein gegen Tierfabriken ein „Fehlschluss“

Die „Süddeutsche Zeitung“ veröffentlichte einen Essay, der sich für den Fleischkonsum ausspricht. BuzzFeed Austria hat beim Verein gegen Tierfabriken mit Sitz in Wien nachgefragt.
Der Essay mit dem Titel „Wer Tiere liebt, sollte sie essen“ vom 23. April stammt von der deutschen Wissenschaftsjournalistin Christina Berndt. Die Autorin sei der Ansicht, dass es aufgrund des immer beliebteren Vegan-Lifestyles dazu kommen könnte, dass es keine Nutztiere mehr gibt. Das argumentiert Berndt damit, dass Tiere keine „Bewusstseinszustände erreichen, die ihnen Würde verleihen“ würden. Für den Deutschen Tierschutzbund sei das ganze eine „groteske Umkehrung des Tierschutzgedankens“, wie unsere Kolleg:innen von BuzzFeed Deutschland berichteten. Der hierzulande viel beschäftigte Verein gegen Tierfabriken hat eine ähnliche Meinung.
Verein gegen Tierfabriken: „Es gibt kein Fleisch von ‚glücklichen‘ Tieren“
Vegetarisch bzw. vegan zu leben ist derzeit definitiv „in“, da besteht kein Zweifel. Während es laut Schätzungen der Veganen Gesellschaft Österreich (VGÖ) 2018 noch 80.000 Veganer:innen bzw. 765.000 Vegetarier:innen gab, waren es 2021 schon 80.000 Veganer:innen bzw. 840.000 Vegetarier:innen. BuzzFeed Austria hat über die Vorteile des veganen Lebensstils bereits berichtet. Ähnlich sieht es Lena Remich vom Verein gegen Tierfabriken, wie sie in einer Stellungnahme gegenüber BuzzFeed Austria schreibt: „Eine Welt voller Vegetarier:innen und (noch besser) Veganer:innen ist eine vielfach bessere, denn durch sie wird unausweichliches Tierleid in der Fleisch-, Milch- und Eierindustrie reduziert!“
Ebenfalls problematisch sieht Remich die Begründung im Essay der „Süddeutschen Zeitung“, dass Tiere keine Bewusstseinszustände erreichen könnten. „Diese zentrale Frage bleibt ohne jegliche wissenschaftliche oder ethische Begründung einfach als Annahme stehen. Wir weisen diese Idee vehement zurück - wie auch die breite Masse der Bevölkerung, die Tiere nicht gerne leiden sieht“, so Remich vom Verein gegen Tierfabriken.
Forschung ist sich einig: Tiere haben Bewusstsein und breites Gefühlsspektrum
Tiere als Nutztiere abzustempeln, die ohnehin keine Gefühle haben, sei ein ehtischer Ansatz, der schon seit Jahren in der Wissenschaft nicht mehr so angesehen wird. 2012 wurde dazu die „Cambridge Declaration on Consciousness“ („Cambridge-Deklaration zu Bewusstsein“) veröffentlicht, wo eine Gruppe international anerkannter Wissenschafter:innen aus mehreren Bereichen bestätigte, dass nicht-menschliche Tiere eine Bewusstseinsfähigkeit besitzen.
„Die scharfe Grenze zwischen der Spezies Homo Sapiens und *allen* anderen Tierarten ist ein Konstrukt des Menschen und weder ethisch, noch naturwissenschaftlich begründbar“, so Lena Remich vom Verein gegen Tierfabriken. Die Vorstellung, dass Lebewesen geboren werden „wollen“, um genutzt, benutzt und getötet zu werden, sei ein „Fehlschluss“.
Direkt in Verbindung mit dem wissenschaftlich bewiesenen Bewusstsein von Tieren steht auch das Leid, das durch jegliche Art von Fleischkonsum entsteht. „Es gibt kein Fleisch von ‚glücklichen‘ Tieren, sondern nur von toten. (...) Wer Tiere liebt, der lernt sie als eigenständige Individuen zu respektieren. Als Individuen mit eigenen Wünschen und Gefühlen, mit eigenen Leben. (...) Wer Tiere liebt, der isst sie nicht“, so Remich vom Verein gegen Tierfabriken.
Anmerkung: Dieser Artikel wurde am 6. Mai 2022 veröffentlicht.