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Die Westbahn will fünfmal am Tag von Wien nach Innsbruck fahren - und könnte daran scheitern

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Von: Christian Kisler

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Ein Zug der Westbahn aus zwei Perspektiven
Die Westbahn will von Wien nach Innsbruck und retour fahren. Fragt sich nur, ab wann. © Georg Hochmuth/APA-PictureDesk/Eibner Europa/Imago/BuzzFeed Austria

Vor einem Monat hat die Westbahn bekannt gegeben, ab Dezember von Wien nach Innsbruck und retour zu fahren. Die Schienen-Control könnte aber dazwischenfunken.

Bekanntlich ist die Westbahn nicht nur der seit Ewigkeiten gängige Begriff für die Eisenbahnstrecke von Wien über St. Pölten und Linz nach Salzburg und zurück. Seit Dezember 2011 fahren auf dieser Strecke und unter diesem Namen auch Züge, die der bis dato alternativlosen ÖBB ordentlich Konkurrenz machen sollten. Und das Konzept ging auf: moderne Wagons, bequeme Sitzplätze, günstige Preise, freundliches Personal. Dinge, die von der ÖBB vernachlässigt worden waren.

Plötzlich konntest du dein Ticket auch während der Fahrt kaufen. Gut für Menschen wie mich, die eh immer spät dran sind und sonst den Zug garantiert verpasst hätten, hätten sie vorhin noch eine Karte kaufen müssen. Dabei spart man prinzipiell gutes Geld, wenn man sich für Bahn statt für Auto entscheidet, bis zu 3.700 Euro im Jahr nämlich. Egal, ob ÖBB oder Westbahn

Die traditionell von der Westbahn, dem Unternehmen, befahrene Strecke wurde heuer erweitert, seit April kann man mit der ÖBB-Mitbewerberin von Wien bis nach München fahren. Liegt ja von der Bundeshauptstadt aus gesehen tatsächlich im Westen. Ebenfalls von hier aus westwärts befindet sich Innsbruck, die Landeshauptstadt des heiligen Landes Tirol. Ab Dezember will man nun auch dorthin und zurück nach Wien fahren dürfen, das wurde Ende Mai bekannt. Dass man mit einem Zug nicht einfach darauf losfahren kann, versteht sich von selbst, dafür müssen Anträge gestellt werden.

Sowohl Westbahn als auch ÖBB müssen der Schienen-Control Unterlagen nachreichen

Geprüft werden diese von der Schienen-Control-Kommission, und hier liegt der Hund begraben. Weil die ÖBB sicher gehen will, dass auch in Zukunft das „wirtschaftliche Gleichgewicht“ gewahrt wird, beantragte sie wiederum eine Prüfung des Antrags beim heimischen Eisenbahnregulator. Obwohl die Westbahn ihren Antrag bereits im April gestellt hatte, sind noch Unterlagen ausständig - von den ÖBB übrigens ebenfalls. Sobald alle relevanten Informationen eingegangen sind, hat die Regulierungsstelle dann sechs Wochen Zeit, um eine Entscheidung treffen.

Jetzt könnte man mutmaßen, die ÖBB ließen sich extra viel Zeit, ihre fehlenden Dokumente nachzureichen, um die Entscheidung hinauszuzögern. Hätte ins schlechte Bild gepasst, dass sie derzeit abgibt, müssen Fahrgäste der ÖBB doch nicht selten trotz gültigem Ticket die Züge verlassen, wenn sie nicht reserviert haben. Aber weit gefehlt. Dass es womöglich doch sobald nichts mit der Strecke Wien-Innsbruck für die Westbahn wird, liegt nur an ihr selbst. Gegenüber der APA meinte Schienen-Control-Geschäftsführerin Maria-Theresia Röhsler, die Westbahn habe ihren Wunsch „um einiges zu spät gemeldet“. Somit sei sie auch „das Risiko eingegangen, dass die Entscheidung nicht rechtzeitig vor dem Fahrplanwechsel getroffen werden kann.“

Die Westbahn hätte ihren Antrag schon vor über einem Jahr stellen müssen

Weil in Österreich bekanntlich der Amtsschimmel niemals aufhört zu wiehern, braucht so etwas Zeit. Der Antrag hätte schon vor über einem Jahr, im Juni 2021, gestellt werden müssen. Denn will man einen neuen Schienenpersonenverkehrsdienst, so die offizielle Bezeichnung, betreiben, muss man das bei der Schienen-Control mindestens 18 Monate vor Inkrafttreten des gewünschten Netzfahrplans melden.

Kennt man die österreichische Bürokratie, dann kann man davon ausgehen, dass die Westbahn wohl erst Ende 2023, Anfang 2024 bis nach Innsbruck fahren wird können - so ÖBB und Schienen-Control dem nicht einen Strich durch die Rechnung machen. Gefahren werden soll jedenfalls, wenn alles gut geht, fünfmal am Tag, mit Zügen, die 506 Reisenden Platz bieten sollen. Los soll es entweder am Wiener Westbahnhof oder in Innsbruck gehen, je nachdem in welche Richtung du fährst. Unterwegs bist du dann vier Stunden und 17 Minuten. Ich bin schon länger im Zug gesessen.

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