Science Busters: Lustige Wissenschafter erklären euch, warum das Wort Klimawandel nix kann

Bühne frei für: die Klimakrise. Die Science Busters touren jetzt eh schon länger mit ihrem Programm „Global Warming Party“ durchs Land, zeigen aber immer wieder neue Aspekte der Krise auf. Was wir daraus lernen können und wo die Expert:innen selbst noch ein wenig nachjustieren müssen, erfährt ihr jetzt.
Die Wissenschafter:innen und Kabarettisten erläutern die Phänomene der Klimakrise mit viel Schmäh, Fachwissen und Ironie. Ersteres führt dazu, dass man sich Mittleres merken kann und Letzteres führt dazu, dass man das Gehörte nicht einfach so stehen lässt. Das Konzept scheint stimmig und ist noch den ganzen Sommer über auf diversen Kulturprogrammen auffindbar. Wer keine Zeit findet, erfährt hier, welche fünf Erkenntnisse wirklich zum Nachdenken anregen und wo Unstimmigkeiten herrschen.
1. Auf‘m Mars wird höchstens Elon Musk glücklich
Das Universum ist eine ziemliche Schei*gegend. Denn es besteht zum größten Teil wirklich aus dem Nichts. Keine nervigen E-Scooter mitten am Weg, keine lauten Nachbar:innen, keine Müllberge und verseuchten Ozeane. Klingt eigentlich recht fein und wäre laut Astronom Dr. Florian Freistetter auch mit höchster Wahrscheinlichkeit jener Ort, an dem wir landen, wenn uns ein Zufallsgenerator im Universum aussetzen würde. Was ist dann der Hacken an der Sache? Man braucht mehrere tausend Lichtjahre, um überhaupt mal auf einen Planeten zu treffen. Ganz schön langer zacher Weg also, der sich da durchs Weltall bahnt - ein E-Scooter wäre da sicherlich bald unser sehnlichster Wunsch. Zweithöchstwahrscheinlich landen wir dann auf einem Planeten, der uns - naja - nicht unbedingt den größten Komfort bietet. Wenn man‘s genau nimmt, würden wir in wenigen Millisekunden erfrieren oder verbrennen.

Fazit der Expert:innen: Es gibt keinen Planeten B. Wir müssen also zufrieden sein, mit dem was wir haben und gefälligst darauf aufpassen. Auch der Glaube, man könnte auf dem Mars leben, stufen die Wissenschaftler:innen eher als Marketing-Gag oder gerade noch so akzeptable Hollywood-Story ein. Für Elon Musk reicht‘s vielleicht, für gescheite Leute dann eher doch nicht.
2. Der heimliche Schurke: Methan
Kohlenstoffdioxid, kurz CO2, ist wohl der prominenteste Klimaschädling im Diskurs der vergangenen zehn Jahre. Auch Methan, CH4, taucht im Klimakontext immer wieder auf. Meist wird dann aber nur die Geschichte über die furzenden Kühe erzählt, wo furchtbar darüber gelacht wird - eine weiterführende Diskussion bleibt fast immer aus. Auch die Science Busters kamen auf die Kühe zu sprechen, nach 1,2 Lachern aus dem Publikum war dann aber Klartext angesagt.
So ist Methan etwa 28 Mal schädlicher als sein Treibhausbuddy CO2. Eine einzelne Kuh kann beim Verdauungsprozess mehr als 300 Liter Methan täglich produzieren. Der Großteil davon kommt übrigens nicht hinten, sondern vorne raus, damit hat sich der furzende Faktor der Kuh-Geschichte also auch erledigt. Da das Gas, wie auch CO2, farb- und geruchlos ist, ist Tarnung seine größte Stärke. Würden wir also sehen, was da alles in unserer Atmosphäre herumschwebt, graust‘s nicht nur uns, sondern sicher auch den Kühen.
3. Das Wort Klimawandel ist typisch österreichisch
Die Sichtbarmachung des Gases wäre sicherlich eine effektive Möglichkeit, um auch den Trumps dieser Welt die Dringlichkeit der aktuellen Situation vor Augen zu führen. Denn spätestens, wenn sie sich vor lauter schwarzem Rauch nicht mehr selbst im Spiegel betrachten können, werden auch sie handeln. Doch beginnen wir mit etwas Leichterem.
Denn bereits die Benennung des Problems ist laut Expert:innen ein Problem. Sind wir uns ehrlich, das Wort Klimawandel kann einfach gar nix. Anstatt verständlich und alarmierend zu sein, fällt es wie so oft in die österreichische „net Fisch, net Fleisch“-Rubrik (wer noch weitere österreichische Beispiele als Untermauerung braucht, sollte hier vorbeischauen). Klimawandel klingt als würden sich die Treibhausgase noch immer g‘schmeidig zurücklehnen und uns erst in tausenden Jahren eventuell, vielleicht ein bissl auf die Nerven gehen. Eine griffige appellstützende Bezeichnung muss her. Eine Umweltproblematik aus den 90ern zeigt, wie‘s geht.
4. Ozonloch - der wahre Klimaheld
Die Ausdünnung der Ozonschicht wurde erstmals 1985 am Südpol über der Antarktis festgestellt. Genauso wie die Klimakrise ist auch dieses Phänomen auf die Industrialisierung zurückzuführen. Die Ozonschicht hat für uns eine wichtige Schutzfunktion, da sie als UV-Blocker fungiert. Durch vorwiegend Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe wird die Schicht jedoch durchlässig.
In den 90er-Jahren setzte sich weltweit die Bezeichnung des Ozonlochs durch, was enorme Auswirkungen hatte. Songs, Filme und Berichterstattung bildeten das Problem als unaufhaltbares natur- und menschenvernichtendes Loch ab. Das führte dazu, dass Politik und Unternehmen sofort zahlreiche Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoff-Verbote (der Stoff war lange in Haarsprays oder Kühlschränken enthalten) verhängten. Und das war wirklich wirksam, denn das Ozonloch schließt sich bereits wieder. Das hat auch den Nebeneffekt, dass sich die Klimakrise etwas verlangsamt. Die Wissenschafter:innen bilanzieren: Die Maßnahmen, die hinsichtlich des Ozonlochs gesetzt wurden, waren allesamt wirksamer gegen die heutige Klimakrise als alle Maßnahmen, die sich bislang gegen ebendiese richten.
5. Uni Linz neuer Katalysator fürs Auto
Eine wirklich lobenswerte österreichische Lösung hat die Johannes-Kepler-Uni in Linz erst kürzlich vorgestellt. Protagonist dieser Lösung ist - sonst wär‘s ja keine österreichische - Alkohol. Der wird ja bei uns in nahezu jeder Lebenslage eingesetzt. Nun soll er aber mehr bringen als nur ein paar feuchtfröhliche Stunden und zum Klimaschutz beitragen. Seit 2016 entwickelten die Wissenschaftler:innen einen Autokatalysator, der CO2 in Alkohol - also Methanol und Ethanol - umwandelt.
Wie wir alle wissen ist Alkohol, wenn auch nicht gesundheitsfördernd, wenigstens klimaschadstofffrei. Derweil gelingt dies aber nur im Labor und bis zur breiten Anwendung wird es vermutlich noch einige Jahre dauern. Trotzdem dürfen wir uns an dieser Stelle freuen und die Motivation gleich mal umsetzen, um bereits jetzt was für‘s Klima zu tun.
6. Strohhalm-Manko
An den Inhalten der „Global Warming Party“ gibt‘s ja wirklich nix zu meckern. Es war wohl eher das Setting, dass dann nicht ganz gepasst hat. Denn als Showeinlage wurde ein Cocktail gemixt, der in einem typischen Malle-Kübel inklusive Plastik-Party-Strohhalmen serviert wurde. Der Verkauf von Einweg-Plastik, dazu gehören eben auch Trinkstrohhalme aus Plastik, ist in der EU seit 3. Juli 2021 verboten. Was natürlich schon zählt ist das Argument: „Wir verbrauchen noch alles, was von der Party aus 2001 übrig geblieben ist“ und „wir waschen es aus“. Das passt dann aber eben auch besser zu einer Keller- oder Garagen-Party als auf eine Theaterbühne.
Die Wissenschaft deckt nicht nur auf, sondern reagiert auch auf die Klimakrise. Das sind einige nice Ideen für einen Klimaschutz der Zukunft.