1. BuzzFeed.at
  2. News
  3. Umwelt

Wiens Friedhöfe werden grüner und wollen zum Klimaschutz beitragen

Erstellt:

Von: Christian Kisler

Kommentare

Zwei Ansichten vom Wiener Zentralfriedhof
Die Wiener Friedhöfe werden grüner. © Michael Gruber/EXPA/Tobias Steinmaurer/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Die Wiener Friedhöfe sorgen sich um einen würdevollen Umgang mit dem Tod und mit der Natur. Ökogräber, Bienen und mehr Grün tragen zum Klimaschutz bei.

Die Klimakrise macht auch vor den letzten Dingen nicht Halt. Vorbei die Zeiten, als es unbedingt ein Steingrab, bei entsprechendem Budget gar eine Gruft oder ein Mausoleum sein mussten. Nichts mit „Nach mir die Sintflut“, Wald- und Wiesenbestattungen sind gefragter denn je, auch sogenannte Regenwasserurnen sind gefragt. Sie sollen den natürlichen Kreislauf des Lebens symbolisieren: Die Urne aus Bronze wird von Regenwasser durchdrungen, wodurch die Asche ins Erdreich sickern und so neues Leben entstehen lassen kann.

Steingräber können durch welche ersetzt werden, die mit Gras bewachsen sind

Die Friedhöfe selbst arbeiten ebenfalls daran, dass alles schön grün bleibt. Wege werden rückgebaut, Friedhofsfahrzeuge fahren mit Strom statt mit Benzin oder Diesel, und ja, auch bei einem Friedhof besteht das Problem der Versiegelung, nur dass hier nicht alles zubetoniert wird, wie es bei der Stadt Wien ja gang und gäbe ist. Das Problem ist die große Menge Stein, oft Marmor. Um dagegen vorzugehen, hat man die eingangs erwähnten Gräber mit Steinplatten oder gleich ganze Gruften nahezu unerschwinglich werden lassen, solche, die mit Gras bewachsen sind, sind deutlich günstiger. Wer nun ein Steingrab umgestalten will, um es klimafreundlicher zu gestalten, erhält von den Friedhöfen Unterstützung. Wobei selbstverständlich niemand dazu genötigt wird, vor allem dann nicht, wenn jemand jahrzehntelange Arbeit und Pflege, Zeit und Geld in das Grab gesteckt hat. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen das Geld immer knapper wird, und auch die Bestattung Wien mit „baba“ eine Sparschiene anbietet.

Auch ein Bürger:innen-Solarkraftwerk am Zentralfriedhof geht in Richtung Klimaschutz, wird so doch grüner Strom erzeugt, von dem alle, die sich daran beteiligen, etwas haben. Dass man sich erst einmal für ein digitales Grab anmelden muss, um das Angebot nutzen zu können, mag manchen makaber erscheinen, ist aber in erster Linie Formsache. Dinge wie etwa Mülltrennung sind darüber hinaus längst eine Selbstverständlichkeit an den 46 Wiener Friedhöfen, niemand soll mehr Grabkerzen in den Kompost schmeißen. Kompostierte Blumen wiederum sind kostbarere Dünger. Auch mit Wasser wird sorgsam umgegangen, aus geknickten und kaputten, also lecken Schläuchen soll kein kostbares Nass mehr im Erdreich ungenützt verschwinden.

Die Friedhöfe sind wertvoller Lebensraum für Rehe und Bienen

Die Wiener Friedhöfe bieten so nebenbei auch wertvollen Lebensraum, hier regieren nicht nur die Toten. Wer schon einmal am Zentralfriedhof war, flächenmäßig immerhin der zweitgrößte in Europa, hat dort Feldhamster, Igel und sogar Rehfamilien beobachten können. Die vielfältige Pflanzenwelt tut ihr Übriges, auch Bienenvölker sind auf so mancher Ruhestätte heimisch, an mehreren Friedhöfen kann man dort hergestellten Honig beziehen. Kein Wunder, Platz ist genug, die Wiener Friedhöfe sind zusammen so groß wie der gesamte 20. Wiener Gemeindebezirk. Alleine der Zentralfriedhof nimmt so viel Platz ein wie der 1. Bezirk. Würde man die 27.500 Friedhofsbäume aneinanderreihen, würden sie eine Allee von Wien bis nach München bilden. Und allein die befestigten Wege würden zusammengenommen bis nach Innsbruck führen. Auch ein breiter Weg.

Auch interessant

Kommentare