Aufs Dach der Wiener Stadthalle kommt eine Solaranlage so groß wie 21 Tennisplätze

Bis 2040 will Wien klimaneutral sein, Bahn frei für Solarenergie. Nun soll das gesamte Dach der Wiener Stadthalle mit Photovoltaik-Zellen versehen werden.
Wer in die Wiener Stadthalle pilgert, will sich entweder ein Konzert in einer Größenordnung anschauen, die sich in geschlossenen Räumen sonst in Österreich nur schwer bis gar nicht verwirklichen lässt. Oder ein sogenanntes Spektakel wie „Holiday on Ice“. Oder aber eine TV-Aufzeichnung von etwas wie dem oft gar nicht mal so lustigen „Kabarettgipfel“. Dabei steht die Stadthalle nicht unbedingt für den besten Sound, im Gegenteil. Wien ist mit ihr und dem Gasometer, der anderen großen Räumlichkeit, sogar eher gestraft, zumindest, was den guten Ton anbelangt. Unbestritten ist, dass sie einst ein architektonisches Juwel war, wovon heute noch Elemente zeugen. 1958, bei ihrer Eröffnung, war sie ganz bestimmt eine kleine Sensation, das größte Veranstaltungszentrum Österreichs ist die von Architekt Roland Rainer entworfene Stadthalle bis heute.
Die Wiener Stadthalle hilft der Stadt dabei, klimaneutral zu werden
Weniger bekannt ist das Bestreben des Hauses, einen Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit zu leisten. Was das im Detail sein soll, darauf komme ich noch zu sprechen. Ein Teil dessen wurde nun vorgestellt: Die Wiener Stadthalle soll dabei helfen, dass es die Bundeshauptstadt schafft, bis 2040 klimaneutral zu werden. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, müssen jetzt schon Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen gesetzt werden. Die Stadt Wien nimmt deshalb eine Milliarde Euro in die Hand, um bis 2027 den Ausstieg aus Gas bewältigen zu können. Auch sehr ambitioniert. Aber tatsächlich geschieht so einiges. So versorgt etwa die Therme Wien 1.900 Haushalte in ihrer Umgebung mit Fernwärme. Der nächste Winter kommt schließlich bestimmt, da will man nicht frieren.
Was hat die Wiener Stadthalle nun damit zu tun? Nun, sie gehört der Wien Holding, die wiederum im Besitz der Stadt Wien ist. Und auf ihrem Dach warten bis dato ungenutzte Ressourcen auf ihre Nutzung. Nämlich in Form von Sonnenenergie. Hier soll eine riesige Photovoltaikanlage montiert werden, die in weiterer Folge umweltfreundlichen, grünen Strom erzeugen soll. Die Voraussetzungen dafür sind nahezu perfekt: Das riesige Dach der Stadthalle befindet sich auf einer Höhe von immerhin 25 Metern.
Keine Schatten trüben das Dach der Wiener Stadthalle
Dabei werfen keinerlei andere Häuser ihren Schatten darauf. Die Größe allein ist beachtlich, handelt es sich doch um fast fünfeinhalbtausend Quadratmeter Fläche, so viel wie 21 Tennisplätze. Das Dach der Wiener Stadthalle liegt also den ganzen Tag vollkommen in der prallen Sonne, freilich vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. So kann mithilfe von Photovoltaik-Paneelen möglichst viel Sonnenstrom gewonnen werden. Dass das geht, machen bereits die Wiener Linien vor, die zum Teil ihre eigene Solarenergie erzeugen.
Was heißt das jetzt in Zahlen? 21 Tennisplätze klingt ja recht viel, aber wie schlägt sich das in tatsächlich brauchbarer Energie nieder? In Summe werden auf das Dach 2.956 Photovoltaik-Module geschraubt, wobei jedes Modul für sich alleine eine Leistung von 380 Watt erzeugt. Somit kommt die gesamte Anlage auf eine Gesamtleistung von 1.123 Kilowatt-Peak, kurz kWp, ein spezielles Maß, das ausschließlich zur Messung der Leistung von Photovoltaikanlagen verwendet wird.
Die Photovoltaikanlage auf dem Dach der Stadthalle versorgt 580 Haushalte ein ganzes Jahr
Jedenfalls können hier im Jahr rund 1,1 Millionen Kilowattstunden Strom erbracht werden - ungefähr so viel wie 580 Einpersonen-Haushalte in Wien jährlich verbrauchen. Die Photovoltaik-Module haben dabei einen praktischen Nebeneffekt. Sie beschatten das Dach, wodurch bei Hitze die Raumtemperatur in der großen Halle D, die sich darunter befindet, weniger steigt. Ein Prinzip, das bereits bei einem Gemeindebau mit Photovoltaikanlage am Dach verfolgt wird.
Jetzt aber zum eingangs angeschnittenen Thema Nachhaltigkeit. In diesem Sinne hat die Wiener Stadthalle schon in den vergangenen Jahren wichtige Schritte gesetzt. Bestes Beispiel: Bei bestimmten Veranstaltungen ist dir bestimmt schon der Aufdruck „Gilt auch als Fahrschein“ auf der Eintrittskarte aufgefallen. Das bedeutet nicht weniger, als dass das Ticket jeweils zwei Stunden vor bis sechs Stunden nach Beginn der jeweiligen Veranstaltung als Fahrschein für die Wiener Linien in der Kernzone Wien gilt. Damit sollen Menschen, die sonst vielleicht mit dem Auto an- und abgereist wären, dazu animiert werden, für ihre Fahrt die Öffis zu nehmen.
Außerdem verlängert man bei der Stadthalle gemeinsam mit der Gabarage, einem Upcycling-Betrieb, den Lebenszyklus von Produkten. 300 Quadratmeter große Werbetransparenten und abgetragene Dienstkleidung werden so zu Taschen und ausgefallenen Modestücken. Auch das ist gelebte Nachhaltigkeit.