Wie Tinder für Veganer: Veggly-App bringt Veganer und Vegetarier zusammen - „es geht um Werte“

Die vegane Dating-App „Veggly“ will Veganern und Vegetariern dabei helfen, einen Partner zu finden, der dieselben Werte teilt. In Deutschland wachsen die Nutzerzahlen rasant - auch in Stuttgart sind bereits mehr als 7.000 Menschen registriert.
Stuttgart - Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, legen häufig neben dem Fleischverzicht auch Wert auf andere, den Klimaschutz betreffende Themen. Bei der Suche nach neuen Bekanntschaften achten viele junge Menschen daher zunehmend auf ökologisches und soziales Engagement von potenziellen Partnern. Das Phänomen ist auch bekannt unter der Bezeichnung „Green Dating“. Die App „Veggly“ hat den Trend erkannt und bietet Vegetariern und Veganern eine Plattform, um gezielt Menschen kennenzulernen, die ähnlich ticken, wie sie selbst.
„In meiner Zeit als Single habe ich gemerkt, wie schwer es als Veganer war, Menschen zu finden, die zu mir passen“, sagt Veggly-Gründer Alex Felipelli (32) im Gespräch mit BW24. „Es geht nicht nur um Essgewohnheiten, sondern auch um Wertvorstellungen, zum Beispiel, wie Tiere und die Umwelt behandelt werden sollten.“ Auf Dating-Plattformen wie Tinder stieß der Ingenieur aus São Paulo (Brasilien) häufig auf Matches, mit denen er selten eine tiefe Verbindung spürte. Seine Resignation teilten auch seine veganen und vegetarischen Bekannten. Eines Abends, im Jahr 2018, reifte während eines Gesprächs unter Freunden die Idee, eine App zu gründen, die genau dieses Problem behebt: „Veggly“ war geboren.
Veggly: App wird in Deutschland derzeit immer bekannter
„Ich glaubte von Anfang an an die Idee“, sagt Felipelli, der 2018 seinen Job kündigte, um sich voll auf die Gründung seiner App zu konzentrieren. Seine Arbeit zahlte sich aus: Seit dem Launch 2019 sind auf Veggly weltweit mehr als 700.000 Nutzer unterwegs - die ersten von ihnen haben bereits geheiratet oder bekommen Kinder. Nach dem internationalen Erfolg will das Portal jetzt auch in Deutschland so richtig durchstarten: „Deutschland war im vergangenen Jahr unser weltweit am schnellsten wachsendes Land und hat das Vereinigte Königreich bei der Zahl der Nutzer überholt. Es ist jetzt das Land mit den meisten Nutzern in Europa und den drittmeisten weltweit“, so Felipelli.
Ein Blick auf die Nutzerzahlen von Veggly in deutschen Großstädten zeigt: Die App wird immer bekannter. In Stuttgart sind bereits mehr als 7.000 Nutzer registriert, in München mehr als 6.000, in Hamburg rund 6.500 und in Frankfurt fast 8.000. „Da der Trend zur veganen und vegetarischen Ernährung eher unter den jüngeren Leuten ein Thema ist, haben wir viele junge Nutzer“, so Gründer Alex Felipelli. „Nutzen kann die App jeder, der 18 Jahre oder älter ist. Neben den Jungen haben wir aber auch immer mehr ältere Nutzer, die hier ihr Glück suchen.“ Die Bewertungen im App-Store seien im Vergleich zu anderen Apps überdurchschnittlich gut. „Wir bekommen viele Rückmeldungen von Paaren, die sich auf Veggly kennengelernt haben. Es ist schön, zu sehen, dass es funktioniert“, so der Gründer.
Veggly: Nicht nur für Partnersuche - auch Freunde und Gleichgesinnte lernen sich hier kennen

Neben dem Dating-Modus gibt es auf Veggly auch die Möglichkeit, gezielt nach neuen Freunden und Gleichgesinnten zu suchen. Felipelli ist überzeugt, dass insbesondere bei der Partnersuche die Beschränkung auf vegane und vegetarische Matches vieles einfacher macht: „Neben den praktischen Aspekten wie: Wohin gehen wir essen oder was kochen wir heute?, geht es zentral um die Frage: Welche Werte teilen wir?“ In seinen Augen präge die fleischlose Ernährung einen Lebensstil, der sich grundlegend von dem von Fleischessern unterscheide.
In Hinblick auf die sexuelle Orientierung der Nutzer zeigt sich Veggly offen und holt alle Geschlechter mit ins Boot. „Nutzer können in ihrem Profil das Geschlecht männlich oder weiblich sowie divers angeben“, erklärt Felipelli. „Wählt jemand die Option divers, ist es möglich, noch nähere Informationen dazu anzugeben.“
Auch der Gründer selbst hat inzwischen eine Partnerin gefunden, die sich fleischlos ernährt - überraschenderweise allerdings nicht über Veggly, sondern auf einem veganen Festival. „Es war Zufall, dass wir uns noch vor dem Launch meiner App 2019 getroffen haben“, lacht er.