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Lehrerverband will an Grundschulen mehr Lesezeit statt „Schnickschnack“

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Von: Jana Stäbener

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Schüler:innen lesen ein Buch im Deutschunterricht. (Archivbild) © imageBROKER/Siegfried Kuttig/IMAGO

Jeder vierte Viertklässler kann nicht richtig lesen. Wie auch, wenn der Fokus im Unterricht woanders liegt, sagt Lehrerverbandspräsident Meidinger.

Die neue internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) zeigt, dass 25 Prozent der Kinder in der vierten Klasse nicht das Mindestniveau beim Textverständnis erreichen, das für die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit nötig wäre. Bei der letzten Iglu-Erhebung, die Ende 2017 veröffentlicht wurde, lag der Anteil dieser Gruppe noch bei 19 Prozent. Aber warum ist das so? Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger erklärt BuzzFeed News Deutschland, was dahintersteckt und was getan werden muss.

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Lesekompetenz schwindet – mehr lesen und „Schnickschnack an der Grundschule lassen“

Dass Viertklässler:innen so schlecht lesen, führt Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Lehrerverband auf Lehrkräftemangel, die Schulschließungen während Corona und den gestiegenen Anteil von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte zurück. „Grundschülern Lesen und Schreiben beizubringen, erfordert hohe Lehrkompetenzen und eine große Diagnosefähigkeit, über die Quereinsteiger naturgemäß noch nicht verfügen.“

Ganz davon abgesehen, werde einfach zu wenig gelesen. „In Deutschland wird zu wenig Zeit im Grundschulunterricht auf das Lesen verwendet, 140 Minuten wöchentlich statt wie im OECD-Durchschnitt 200“, sagt er BuzzFeed News Deutschland. „Wir sollten den Kernunterricht Lesen, Schreiben, Zuhören und Verstehen, Rechnen stärken, und vielleicht den ein oder anderen Schnickschnack an der Grundschule lassen. Was nützt das frühe Fremdsprachenlernen, wenn man die Unterrichtszeit eigentlich für Deutsch bräuchte?“

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Heinz-Peter Meidinger kritisiert fehlende Sprachstandstests – „Misere vorprogrammiert“

Meidinger kritisiert, dass die meisten Bundesländer keine verpflichtenden Sprachstandstests durchführen. Auf staatlicher Ebene machen diese einen Unterschied, denn mit ihnen einhergehe eine anschließende verpflichtende Förderung bei festgestellten Defiziten. Hamburg sei hier ein Vorbild, so Meidinger. In den meisten anderen Bundesländer werde das „eher locker“ gehandhabt. „Wenn Kinder bei der Einschulung von ihrem Sprachstand her dem Unterricht nicht folgen können, ist eigentlich die Misere schon vorprogrammiert.“

„Leider sind die Möglichkeiten begrenzt, zusätzliche Lehrkräfte kann man nicht einfach aus dem Hut zaubern“, sagt der Lehrerverbandspräsident. Wichtig sei deswegen eine „intensive Zusammenarbeit mit den Eltern“. Denn: „Leseförderung klappt dann besonders gut, wenn sie in der Familie unterstützt wird.“ Und es brauche mehr Lehrkräfte mit speziellen Zusatzqualifikationen wie Deutsch als Zweitsprache. „Wenig erhoffe ich mir bei der Leseförderung von spezieller Software und KI“, so Meidinger.

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(Mit Material der dpa)

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