Hofburg-Wahl: 7 Dinge, die du über Tassilo Wallentin wissen solltest

Der Hofburg-Wahlkampf ist um einen Kandidaten reicher: Tassilo Wallentin, Kolumnist für die „Kronen Zeitung“, Autor und Rechtsanwalt. Doch wofür steht er?
Es tut sich was im Vorfeld des Wahlkampfes um das höchste Amt im Staat. Bis dato wollen künftig lediglich Männer Bundespräsident der Republik Österreich werden. Neben Amtsinhaber Alexander Van der Bellen und dem Arzt, Musiker und Kabarettisten Marco Pogo haben vor allem Herren vom rechten Rand des Landes angekündigt, kandidieren zu wollen. Der ehemalige BZÖ-Chef und OE24.TV-Dauer-Gast Gerald Grosz machte den Anfang, die FPÖ stellte Walter Rosenkranz, auch der Vorsitzende der Impfgegner-Partei MFG Michael Brunner hat Ambitionen, wenn auch mit geringen Aussichten.
Nun hat sich mit Tassilo Wallentin ein weiterer Kandidat ins Spiel gebracht. Doch wer ist dieser Mann eigentlich?
1. Tassilo Wallentin ist fast ein Christkind
Knapp daneben ist auch vorbei: Tassilo Wallentin ist fast ein Christkind, aber nur fast. Geboren wurde er am Christtag 1973, also am 25. Dezember des Jahres. 20 Jahre später maturierte er bei den Schulbrüdern in Wien-Strebersdorf, um danach seinen Grundwehrdienst als Einjährig-Freiwilliger bei den Gebirgsjägern abzuleisten. Sportlich ist Wallentin offensichtlich bis heute geblieben, zumindest droht er seine Anzüge zu sprengen, so auftrainiert ist er.
2. Wallentin ist Doktor der Rechtswissenschaften
Nach dem Bundesheer schrieb er sich 1994 am Juridicum in Salzburg ein, 1998 durfte er sich Doktor der Rechtswissenschaften nennen. Nach Salzburg zog es ihn in die USA, wo er seinen „Master of Law“ erwarb und für eine Anwaltskanzlei an der Westküste des Landes arbeitete. Zurück in Wien machte er seine eigene Kanzlei auf, das war 2004.
3. Die „Kronen Zeitung“ gehörte zu Wallentins großen Kunden
Erster großer Kunde war niemand geringerer als Hans Dichand, Herausgeber und Chefredakteur der „Kronen Zeitung“, den er in mehreren aufsehenerregenden Verfahren vertrat. Aufsehenerregend deshalb, weil so einiges im Hause Dichand nicht mit rechten Dingen zuzugehen schien. Immerhin ließ Wallentin die Markenrechte der Gratiszeitung „Heute“ schützen, woraus man auf eine heimliche Mitbeteiligung Dichands schließen konnte. Jedenfalls hatte er so relativ schnell einen Stein im Brett bei Hans Dichand und somit der „Kronen Zeitung“.
4. Als Anwalt war sich Wallentin für nichts zu schade
Dichand und die „Kronen Zeitung“ waren nicht die einzigen prominenten Kunden Wallentins. So verteidigte er auch Helmut Elsner, einen ehemaligen BAWAG-Direktor in der dazugehörigen Affäre vor Gericht. Im Rahmen besagter Affäre war eine Verschuldung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) von über zwei Milliarden Euro verursacht worden. Tassilo Wallentin war nichts zu anstößig. So erlangte er auch einen Freispruch für zwei Männer, die als Geschäftsführer Hunderte „Scheinfirmen“ im Baugewerbe gegründet hatten und entsprechenden Schaden verursacht hatte. Andererseits blieb er der Medienbranche treu und vertrat die deutsche Bavaria Film in Österreich.
5. Bekanntheit erlangte Wallentin als Kolumnenschreiber für die „Kronen Zeitung“
Als Journalist will sich Tassilo Wallentin schon ab 2004 versucht haben. So soll er ab diesem Zeitpunkt Rezensionen für die „Neue Zürcher Zeitung“ geschrieben haben, allerdings unter einem Pseudonym. Überprüfen lässt sich das nicht, der einzige Beleg dafür ist ein einzelner Satz in Wallentins Wikipedia-Eintrag ohne Quelle. Feststeht, dass er von 2013 bis 2022, also bis vor kurzem, unter dem Titel „Offen gesagt“ eine Kolumne für die Sonntagsbeilage der „Kronen Zeitung“ schrieb. Darin vertrat er zwar stramm rechte Ansichten, gab aber immer vor, keiner politischen Richtung anzugehören. Seine Texte wurden auch in mittlerweile acht Bänden gesammelt veröffentlicht und verkauften sich dem Vernehmen nach nicht schlecht.
6. Mit Frank Stronach hat Wallentin einen potenten Förderer
Jetzt also das: Tassilo Wallentin will Bundespräsident werden. Das gab er nachdrücklich bekannt, in dem er auf Twitter fast weinerlich darum bat, eine Unterstützungserklärung für ihn zu unterschreiben: „Ich bitte Sie um Ihre Unterschrift, damit meine unabhängige Kandidatur möglich wird.“ Unabhängig deshalb, weil Verhandlungen mit der FPÖ gescheitert sind – bekanntlich schickte diese Walter Rosenkranz ins Rennen. Allerdings hat er einen potenten Förderer: Frank Stronach, austrokanadischer Industrieller und Milliardär, der mit seinen eigenen politischen Ambitionen auf lange Sicht wenig erfolgreich war.
7. In der Kronen Zeitung erschien ein dreiseitiges Inserat um 110.00 Euro
In der bunten Sonntagsbeilage der „Kronen Zeitung“ erschien nun ein dreiseitiges Inserat für die Kandidatur Wallentins. Kostenpunkt für die drei Seiten: rund 110.00 Euro. Ein wenig bedenklich: Das Ganze kommt mit einer Unterstützungserklärung zum Ausschneiden daher, die Rückseite ist tatsächlich unbedruckt. Schließlich muss Wallentin bis 2. September 6.000 Unterschriften gesammelt haben, um überhaupt antreten zu dürfen. Dabei sei er weder links noch rechts, er sei „vorne“. Womit er wissentlich oder unwissentlich Jörg Haider zitiert. Dennoch schreibt er auf seiner Website etwa in Sachen Flucht: „Ich werde mich als Bundespräsident für sichere Grenzen und ein modernes Asylrecht nach dem Vorbild der USA und Australiens einsetzen.“ Die mit zu den strengsten des Planeten gelten. Außerdem will er Bargeld in der Verfassung fest verankern.
Er wird mit seinen Ansichten nicht wenige Anhänger:innen finden. Ich traue mich aber zu prophezeien, dass er nicht in die Hofburg einziehen wird.
Anmerkung: Dieser Artikel wurde am 23. August 2022 veröffentlicht.