1. BuzzFeed.at
  2. News

WHO: Psychische Krankheiten sind durch Corona überall enorm angestiegen

Erstellt:

Von: Sophie Marie Unger

Kommentare

Depression
In vielen Ländern werden Betroffene von psychischen Krankheiten immer noch schräg angesehen. © Sina Schuldt/dpa

Die Weltgesundheitsorganisation hat nun bestätigt, was weltweit bereits oft diskutiert wurde: Psychische Krankheiten haben durch die Corona-Pandemie zugenommen.

Ich hab‘s ja auch bei mir gemerkt: Seit Beginn der Corona-Pandemie gab‘s irgendwie öfter Zeiten, in denen ich mich in der eigenen Haut nicht wohlgefühlt habe. Die Tage, an denen ich richtig gut gelaunt war, sind drastisch zurückgegangen. Zukunftsängste, Zweifel und Einsamkeit waren dabei große Themen, die ich erst seitdem ich in Therapie bin, ins Gleichgewicht bringen konnte. In Österreich haben wir bereits einige Anlaufstellen, die wir wahrnehmen können. In anderen Teilen der Welt sieht‘s aber nicht ganz so gut aus. Und davor warnt nun auch die Weltgesundheitsorganisation.

Depressionen weltweit um 25 Prozent gestiegen

Ein neuer WHO-Bericht über mentale Gesundheit hat nun bestätigt, dass die Fälle von Depressionen und Angststörungen im ersten Pandemiejahr weltweit um 25 Prozent angestiegen sind. Der Bericht zeigte auch, dass soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten, Kriege, die Klimakrise und allen voran Gesundheitsbedrohungen - wie eben die Pandemie - nicht zu unterschätzende Risiken sind, die zu psychischen Krankheiten beitragen. Durch die Isolation kam es zudem vermehrt zu häuslicher Gewalt, die ebenfalls Depressionen und Angstzustände hervorruft.

Rekorde bei Kindern und Jugendlichen

Laut einem aktuellen Kinder- und Jugendreport 2022 der Universität Bielefeld ist die Zahl der Jugendlichen und Kinder, die wegen einer psychischen Störung ins Krankenhaus eingeliefert wurden, sprunghaft angestiegen. Die Untersuchung an rund 800.000 jungen Menschen hat ergeben, dass diese zwischen 2019 und 2021 erheblich öfter mit der Diagnose einer „depressiven Episode“ im Krankenhaus behandelt wurden als in der Vor-Corona-Zeit. Bei Mädchen haben vor allem Essstörungen zugenommen. BuzzFeed Austria hat mit einer Psychologin über die konkreten Gründe gesprochen.

Wissenschaftlich bestätigt ist dabei auch, dass Jugendliche und Kinder mehr Medikamente gegen Depressionen einnehmen als noch vor wenigen Jahre. Laut Expert:innen hängt das einerseits mit dem Anstieg der psychischen Krankheiten, aber auch mit der Bereitschaft, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, zusammen. Letzteres weist auf einen positiven Trend hin, der aber vor allem in westlichen Ländern vorangetrieben wird.

Arme Menschen besonders betroffen

Denn, dass das Risiko psychischer Krankheiten bei den ärmsten Menschen am größten ist, bereitet der WHO besonders Kopfzerbrechen. Diese werden darüber hinaus viel seltener behandelt, als Menschen in entwickelten Ländern. Bleibt eine Behandlung aus, sterben Menschen mit schweren psychischen Störungen zehn bis 20 Jahre früher als die allgemeine Bevölkerung, heißt es in dem Bericht. Die mentale Gesundheit sei Jahrzehnte lang demnach extrem vernachlässigt worden. „Alle Länder müssten mehr tun, um den Betroffenen zu helfen“, appelliert die WHO am Freitag.

Auch interessant

Kommentare