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„Wir zahlen genug Steuern“ - Österreicher:innen sind für einen freien Zugang zu Seen

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Von: Helena Dimmel

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Der Sprung ins kühle Nass wird in Zukunft einen noch höheren Stellenwert haben. © IMAGO/allOver

Hat man ein Grundrecht auf den Zugang zu Badeflächen? Wir haben Österreicher:innen befragt.

Die Tage werden heißer, die Hitzewellen länger. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) erwartet eine weitere Verdoppelung der Tage über 30 Grad bis 2100. Somit steigt auch das gesundheitliche Risiko, einen Hitzeschlag zu erleiden, und die Notwendigkeit, sich abzukühlen. Sollte der Zugang zu Seen und Gewässern für alle gratis möglich sein? Rund 82 Prozent sprechen sich dafür aus, zumindest in der Umfrage mit 71 Teilnehmer:innen, die BuzzFeed Austria vorgestern auf der österreichischen Social Media App „Jodel“ gemacht hat. „Genauso wie zu Wäldern, Bergen, Bächen“, schreibt ein:e User:in. „Aber fix. Unsere Seen!“, ein:e andere.

Bis zu 80% private Seeufer

„Unsere“ Seen, sind sie das überhaupt noch? Am Wörthersee sind mittlerweile 82 Prozent der Uferfläche privat, am Ossiacher See und Attersee sind es jeweils 76 Prozent. Gerade die Ufer jener Wasserflächen, die für inländischen Urlaub attraktiv sind, werden zunehmend verbaut, der freie Zugang dadurch stark eingeschränkt - und teuer. 5,50 Euro zahlt man beispielsweise im Strandbad Seewalchen am Attersee als Einzelperson für einen Tag, in den städtischen Wiener Bädern sind es sogar 6,20 Euro. Gerade für Einkommensschwache, Familien und Alleinerzieher:innen bedeuten mehr Hitzetage auch vermehrt Kosten, die nicht jede:r stemmen kann.

So denken Österreicher:innen über freie Seezugänge

„Wir waren vor kurzem am Attersee und da war‘s schon arg. Wenn du jetzt kein privates Seegrundstück hast oder in einem super fancy Seehotel eingecheckt bist, kommst du fast nicht ans Wasser heran.“, sagt Angelika. „Ich weiß nicht, ob man das als Grundrecht in die Verfassung schreiben sollte, da bin ich nicht informiert genug. Aber ich bin dafür, dass alle Leute einen Zugang zu Seen und Wasserflächen haben und der sollte auch kostenlos sein. An jeder Wasserfläche muss ein gewisser Prozentsatz für die Allgemeinheit vorgesehen sein.“

Wie aber kann man diese Forderung umsetzen?

Enteignen sollte man die Leute nicht, da sind sich viele der Befragten einig. Aber: „Wenn Seezugänge privatisiert werden, sind einige wenige privilegiert und der Rest von uns muss schauen, wo er bleibt.“, sagt Tamah. Man müsse differenzieren, wem die privaten Grundstücke gehören. „Wer hat da wem welches Grundstück verkauft und was war das davor? Gehörte das schon XY Jahre einer Familie privat oder ist es in der Hand von einem Großkonzern? Das muss man sich genauer anschauen.“, so die 29-Jährige.

25 Prozent der Seeufer sollten zumindest der Öffentlichkeit zugänglich sein, findet sie, am besten als Strandbäder, mit leistbarem Preis. „Aber im Endeffekt zahlen wir genug Steuern, dass der Zugang komplett kostenlos sein kann.“ Auch die Infrastruktur müsse man verbessern: „Man sollte auch schauen, dass die Leute - siehe Deutschland mit dem „Neun Euro Ticket“- dort kostengünstig hinkommen können. Damit wenigstens der Urlaub im Heimatland ermöglicht wird.“ Für Anna-Maria, 25, ist vor allem eine durchdachte Umsetzung wichtig. Die Studentin wägt ab: „Solche Forderungen sind wichtig und nachvollziehbar, aber man muss sich im Detail anschauen, wie man das umsetzen kann und was politisch möglich ist.“

SPÖ will Recht auf freien Zugang zur Natur in der Verfassung zu verankern

Die SPÖ fordert einen gesicherten Naturzugang für alle Menschen, nicht nur für ein paar Reiche und Besitzer:innen von Seevillen. Julia Herr, Umwelt- und Klimasprecherin der SPÖ, bemängelt dass sich derzeit nur jede vierte Person in Österreich einen Urlaub leisten kann. Umso wichtiger sei es, den freien Zugang zu österreichischen Seen zu ermöglichen. Bayern und oder die Schweiz hätten indes das Recht auf Naturgenuss bereits in der Verfassung verankert. Dies müsse man auch hierzulande umsetzen. Konkret nennt Herr folgende Maßnahmen, um den See-Zugang für alle zu garantieren:

Nicht nur der Zugang zu Badeseen wird in letzter Zeit diskutiert, auch die Eintrittspreise der Wiener Bäder stoßen vielen sauer auf.

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