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Wenn du einen Wohnkredit aufnehmen willst, ist jetzt vielleicht deine letzte Chance

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Von: Helena Dimmel

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Viele träumen vom eigenen Heim. © IMAGO/Eugenio MarongiuI/Westend61

Ab August gibt es in Österreich neue Vergaberegeln für Wohnkredite, die den Traum vom Eigenheim für viele in weite Ferne rücken lassen.

Der Immobilienmarkt ist eine komplexe Angelegenheit, die für den/die Einzelne:n nicht so leicht überschaubar ist. Die seit 2008 drastisch gestiegenen Immobilienpreise machen Eigentum für Klein- und Mittelverdiener:innen ohne Kredit meist unleistbar. Die nun neu im Bundesgesetzblatt veröffentlichte „Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung“ der Finanzmarktaufsicht (FMA) wird die Konditionen für eine Kreditaufnahme noch zusätzlich verschärfen. Am 1. August tritt sie in Kraft. Aber was genau kommt da auf uns zu und inwiefern betrifft es uns? Wir haben dir die wichtigsten Infos zusammengefasst:

1. Die Geringfügigkeitsgrenze wird von 40.000 Euro auf 50.000 angehoben. Das heißt, du musst mindestens so viel im Jahr verdienen, damit du überhaupt einen Kredit aufnehmen darfst.

2. Um sich eine Immobilie zu kaufen, muss man künftig 20 Prozent des Kaufpreises (inklusive Nebenkosten) in Form von Eigenkapital nachweisen.

3. Die maximale Beleihungsquote (Kreditsumme zu Immobilienwert) beträgt künftig 90 Prozent.

4. Die Laufzeit deines Kredits darf nicht länger als 35 Jahre sein.

5. Die monatliche Kreditrate darf höchstens 40 Prozent des monatlich verfügbaren Nettohaushaltseinkommens ausmachen.

6.  Es gibt ein „institutsbezogenes Ausnahmekontingent“. Maximal 20 Prozent der Kredite eines Institutes dürfen eine oder mehrere dieser Obergrenzen überschreiten. 

Seitens der Finanzmarktaufsicht wolle man mit der neuen Verordnung „die zunehmenden systemischen Risiken bei der Wohnimmobilienfinanzierung angesichts von Immobilienpreisboom, Zinswende, fragilem wirtschaftlichen Umfeld sowie der derzeitigen Kreditvergabepraxis“ beschränken, heißt es in einer Aussendung. Die Rückzahlungsfähigkeit des Kreditnehmers gelte es in den Vordergrund zu stellen.

Gerade für Menschen mit wenig Einkommen wird der Zugang zu Eigentum erschwert

Angesichts der Teuerungswelle werden die Stimmen rund um leistbares Wohnen immer lauter. Wer nicht von vornherein frei verfügbares Eigenkapital hat oder erbt, den treffen die neuen Kreditregelungen schließlich besonders: Für eine 250.000 Euro teure Garçonnière (rechnen wir mal mit Nebenkosten 300.000 Euro) sollte man nach jetzigem Stand 10% Eigenkapital (30.000 Euro) aufbringen, um einen Wohnkredit aufzunehmen - so beispielsweise die Empfehlung der Ing.Diba Direktbank. Mit 1. August werden es plötzlich 60.000 Euro, die man anzahlen muss.

52.000 Euro brutto im Jahr verdient man durchschnittlich in Österreich. Netto beläuft sich das Gehalt auf rund 34.842,21 Euro jährlich, oder ca. 2.488 Euro x 14. Laut der Konsumerhebung 2019/2020 der Statistik Austria haben wir allerdings pro Kopf 2.160 Euro an durchschnittlichen Lebenshaltungskosten - da ist die derzeitige Inflation von 7,7 Prozent allerdings nicht eingerechnet. Bleiben jedenfalls sage und schreibe 8912 Euro, die man im Jahr sparen kann - wenn man nicht auf Urlaub fährt, keine Kinder hat und sonst auch keine außergewöhnlichen Ausgaben hat.

Mit der ab 1. August in Kraft tretenden Kreditverordnung würde es also rund sieben Jahre (!) dauern, bis man sich als Durchschnittsösterreicher:in genug angespart hat, um einen Kredit für eine kleine Eigentumswohnung aufzunehmen. Sieben Jahre, in denen man mehr oder weniger „umsonst“ Miete zahlt, bemängeln Kritiker:innen. Für jene Personengruppen, die weniger als das Durchschnittsgehalt verdienen, macht es zudem zukünftig allein schon die angehobene Geringfügigkeitsgrenze unmöglich, einen Kredit aufzunehmen.

Tipps für junge Menschen, um richtig zu investieren und Kapital aufzubauen, gibt dir die Podcasterin „Investorella“ in diesem Interview - auch sie sieht das Wohneigentum allerdings als wichtige Komponente, um sich langfristig finanziell abzusichern.

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