„Kein Deutscher verliert dabei seinen Job“: Arbeitsagentur-Chef fordert mehr Zuwanderung

Auf dem Arbeitsmarkt fehlt es an Fachkräften und ohne Zuwanderung haben wir keine Chance, sagt Arbeitsagentur-Chef Detlef Scheele.
Um neues, gutes Personal zu finden, lassen sich Unternehmen in Deutschland mittlerweile einiges einfallen: Sie werben mit Filtern auf Instagram und Tiktok, oder bewerben sich gleich selbst bei den Jobsuchenden – wie es die Gründerin eines E-Health Unternehmens bei Linkedin gemacht hat. Mit ein Grund für das Bemühen der Unternehmen ist, dass in Deutschland Fachkräfte fehlen. Und zwar 465.000 (Stand Dezember 2021), wie das Institut der deutschen Wirtschaft berichtet. Es fehlt unteranderem an Altenpfleger:innen, Sanitär- und Heizungstechniker:innen und Physiotherapeut:innen.
Dass Deutschland die Fachkräfte ausgehen, stellt auch Arbeitsagentur-Chef Detlef Scheele im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) fest. Auf die Frage, was sich dagegen tun lasse, antwortet Scheele: „Den Pool an Arbeitskräften vergrößern.“ Kitas müssten ausgebaut werden, damit mehr Frauen arbeiten können, gesunde Ältere ermutigt, länger zu arbeiten und noch mehr Menschen ohne Ausbildung zwischen 25 und 45 Jahren qualifiziert werden.
Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt lässt sich nur durch Zuwanderung beheben
Das alles werde aber nicht ausreichen, um die Lücke zu schließen, so Scheele. „Der vierte Baustein ist die Zuwanderung von Fachkräften. Ohne Zuwanderung haben wir gegen den Fachkräftemangel keine Chance.“ Menschen, die planen als Fachkraft nach Deutschland zu kommen, sollte die Politik schon im Herkunftsland unterstützen. „Und man sollte nicht einzelne Fachkräfte holen, sondern die ganze Familie oder das Paar, sonst wissen wir, dass die Menschen wieder gehen“, so der Arbeitsagentur-Chef gegenüber der SZ.
Kein Deutscher verliert seinen Job, weil jemand aus dem Ausland kommt.
Die Politik müsse dabei gut erklären, was sie tut. „Es gibt keinen Wettbewerb zwischen Einheimischen und Zugewanderten. Kein Deutscher verliert seinen Job, weil jemand aus dem Ausland kommt. Deutschland braucht sie alle“, sagt Scheele.
Ab 1. Juni betreuen die Jobcenter der Bundesagentur für Arbeit deutschlandweit die Menschen, die aus der Ukraine vor dem Krieg geflüchtet sind. Darauf seien sie vorbereitet, so Scheele. Die Jobcenter könnten allerdings nur aktiv werden, wenn ihnen eine Fiktionsbescheinigung vorliege, also eine Bescheinung, dass sich jemand legal in Deutschland aufhalte. Und dafür seien die Ausländerbehörden zuständig, bei denen es zum Engpass kommen könnte.