„Das ist erst der Anfang“: Forscher entdecken nächstes Klima-Phänomen
Die Oberflächentemperatur der Ozeane erreicht einen neuen Höchstwert – das zeigen aktuelle Daten. Die negative Entwicklung alarmiert Klimaforscher.
Frankfurt – Naturkatastrophen und fortschreitende Klimaveränderungen haben längst schwere ökologische als auch ökonomische Folgen. Eine Studie zeigt mögliche Szenarien und wie die Folgen des Klimawandels der Gesellschaft teuer zu stehen kommt.
Ozeane sind Lebensraum für einzigartige Tiere und Pflanzen. Eine im Fachmagazin „Advances in Atmospheric Science“ veröffentlichten Studie zeigt, dass die Ozeane in den letzten zehn Jahren so warm wie nie zuvor waren. Nach Aussagen der Experten, hat die Erwärmung der Weltmeere nicht nur erhebliche Auswirkungen auf die Meerestiere, sondern auch auf Wetter und Klima, da die Ozeane diese in hohem Maße beeinflussen. „Durch die Erwärmung der Meere, können Wetterextreme wie Starkregen oder Wirbelstürme häufiger auftreten“, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Studie.
Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace verändere die Erwärmung des Wassers zudem auch die Meeresströme. Diese hat zur Folge, dass ganzjährig subtropisches, warmes Wasser in die Arktis gelangt und dort zur Gletscherschmelze beiträgt. Wie aktuelle Daten des Instituts für Klimawandel der Universität Maine zeigen, haben sich die Ozeane in kurzer Zeit ungewöhnlich stark erhitzt. Demnach übersteigen die zuletzt gemessenen Werte deutlich die Rekordmarken.

Neues Klima-Phänomen: Experten besorgt über die negative Entwicklung
Laut Kris Karnauskas, Klimawissenschaftler der University of Colorado, sei der Anstieg für die Ozeane, die 71 Prozent der Erdoberfläche bedecken, in der Kürze der Zeit „riesig“, zitiert der amerikanische Nachrichtensender voanews.com den Klimawissenschaftler. „Das ist eine unglaubliche Abweichung von einem schon ursprünglich warmen Status“, so Karnauskas weiter.
Die schleichenden Umweltveränderungen, wie der Anstieg des Meeresspiegels, die Versauerung der Ozeane, die Versalzung der Böden, das Schwinden der Artenvielfalt rufen Besorgnis hervor. Wie The Guardian schreibt, warnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor weiteren Hitzewellen im Meer, die zu einem erhöhten Risiko extremer Wetterlagen führen. „Jetzt, da die jüngste „La-Niña-Periode“ (La Niña ist die kalte Phase eines Zyklus im östlichen Pazifik) zu Ende gegangen ist, werden wir wahrscheinlich das Signal des Klimawandels laut und deutlich wahrnehmen“, sagt Dr. Mike McPhaden, leitender Wissenschaftler der National Oceanic and Atmospheric Administration (Noaa) gegenüber der Tageszeitung.
„Es ist zwar beruhigend zu sehen, dass die Modelle funktionieren, aber es ist natürlich erschreckend zu erkennen, dass der Klimawandel in der Realität stattfindet. Wir sind mitten drin, und das ist erst der Anfang“, twitterte Dr. Jens Terhaar, Postdoc an der Fakultät für Klima und Umweltphysik der Universität Bern als Antwort auf einen vorangegangenen Post des Physikers und Klimaexperten Robert Rohde: „Das wird langsam lächerlich. Seit einem Monat ist der tägliche Echtzeit-Index der Meeresoberflächentemperatur kontinuierlich höher als in jedem Jahr zuvor und es zeigt sich noch immer keine Anzeichen einer Beruhigung“.
Neues Klima-Phänomen: Gründe für die Erwärmung der Weltmeere noch unklar
Ursachen für den rasanten Anstieg der Meeresoberflächentemperatur sind bislang nicht bekannt. Forschende wollen nun herausfinden, ob die Entwicklung im Zusammenhang mit dem Anstieg der Erderwärmung und dem von menschengemachten Klimawandel steht.
Eine in der Earth System Science Data veröffentlichten Studie stellte fest, dass die Erde durch den Klimawandel in den letzten 15 Jahren fast genauso stark erwärmt hat wie in den 45 Jahren zuvor. Das berichtet das österreichische Nachrichtenportal futurezone. „Es ist noch nicht geklärt, warum eine so rasche und gewaltige Veränderung stattfindet“, erklärt Karina von Schuckmann, Hauptautorin der Studie, gegenüber BBC.
Einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen die höheren Meerestemperaturen auf ein El-Niño-Wetterphänomen zurück. In Kombination mit der Klimaerwärmung könnten demnach neue Hitzerekorde erreicht werden. „Es ist offensichtlich, dass wir uns in einem sich schnell erwärmenden Klima befinden und dass wir ständig neue Rekorde erleben werden. Viele unserer Prognosen sagen einen „Super-El Niño“ voraus, zitiert The Guardian Prof. Dietmar dommenget, Klimawissenschaftler an der Monash University. „Wenn das eintritt, werden wir nicht nur im Meer, sondern auch an Land neue Rekorde erleben“, so Dommenget weiter.
Ökosystem Meer in Gefahr: Prognosen bis 2030 alarmierend
Der Klimawandel trägt dazu bei, dass Wetterextreme in Europa und global häufiger auftreten. Der Jahresbericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) verdeutlicht den kontinuierlichen Fortschritt des Klimawandels. Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen haben die Bevölkerung auf allen Kontinenten betroffen und viele Milliarden Euros gekostet. Der Bericht über den Zustand des Weltklimas 2022 zeigt, dass die vergangenen acht Jahre die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnung waren.
In Europa sind die Temperaturen sogar doppelt so schnell angestiegen wie im globalen Durchschnitt. Das ging aus einem im April veröffentlichten Bericht des EU-Erdbeoachtungsprogramms Copernicus hervor. Eine neuste Studie des internationalen Forscher:innen-Netzwerkes World Weather Attribution zeigte jetzt, dass Extrem-Hitze in Europa künftig noch „häufiger und heftiger“ auftreten werden. (Vivian Werg)