Michel Friedman kritisiert die FPÖ bei Mauthausen-Gedenkfeier
Autor und Philosoph Michel Friedman kritisierte die FPÖ scharf, ohne ihren Namen zu nennen. FPÖ-Chef Kickl reagierte noch im Saal auf Friedmans Aussagen.
Zum 78. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen wurde am Freitag, dem 5. Mai, eine Gedenkfeier im österreichischen Parlament abgehalten. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) hatte dazu auch den ehemaligen CDU-Politiker Michel Friedman geladen. Im Rahmen eines moderierten Gesprächs kritisierte der Autor und Philosoph die FPÖ, nannte sie aber nicht beim Namen. Vielmehr sprach Friedman von „Antidemokraten“.
Die Würde des Menschen werde mit Füßen getreten
„Wahlkämpfe, die eindeutig mit rassistischen Narrativen gespielt werden, wo die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird, Wahlkämpfe, wo Menschen gegeneinander aufgehetzt werden, sind die Realität unserer Zeit“, sagte Friedman. Außerdem stellte sich Friedman als Philosoph die Frage, ob Hass eine Meinung sei. Wie ginge man mit Abgeordneten um, die bestimmten Menschen keinen Respekt zubilligen würden?
All das seien „Fragen, die man sich außerhalb von Machtpolitik, und das gilt für alle demokratischen Parteien in diesem Haus, stellen muss, wenn man so eine Veranstaltung macht und glaubwürdig sein will“. Gemeint war damit besagte Mauthausen-Gedenkfeier. Dabei erinnerte Friedmann daran, dass die ÖVP zweimal mit der FPÖ koaliert habe.
FPÖ-Chef Kickl schüttelte nur den Kopf
Abschließend wies Friedman darauf hin, dass Millionen Menschen in der Vergangenheit gegen eine Koalition mit der FPÖ demonstriert hätten. Politische Entscheidungen würden Gedenkveranstaltung wie diese erst möglich machen. „Aber Friede, Freude, Eierkuchen herrscht deshalb lange noch nicht. Auch in diesem Land nicht.“ Es sei Friedman „die höchste Ehre, Ihnen, die sie Antidemokraten sind, das ins Gesicht zu sagen“. FPÖ-Chef Herbert Kickl schüttelte zu Friedmans Aussagen lediglich den Kopf.
Schwerpunkt-Thema der diesjährigen Gedenkveranstaltung war das KZ Gusen. Österreich hatte im Vorjahr Flächen des ehemaligen Konzentrationslagers gekauft. Nun wird die dortige Gedenkstätte erweitert. Damit soll auch dieser Vernichtungsort mehr in den Blick der Öffentlichkeit gebracht werden. Im KZ Gusen starben rund 36.000 Menschen aus allen Teilen Europas.