„Hohen Standard zu verteidigen“: Antrag für vegane Kochlehre in Österreich abgelehnt

Die Grüne Wirtschaft hatte den Antrag eingebracht. Kritik an der Ablehnung des Gastro-Fachverbandes kommt von einem veganen Koch.
Der Fachverband der Gastronomie der Österreichischen Wirtschaftskammer hat am Dienstag (23. Mai) einen Antrag für eine vegane bzw. vegetarische Kochlehre abgelehnt. Die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) und die Grüne Wirtschaft haben den Eintrag eingebracht. Grund sei laut einem Gremiumsmitglied Sorgen um Qualität und hohen Standard. Kritik an der Entscheidung kommt vom Inhaber eines veganen Lokals.
„Ich lerne nach über zehn Jahren noch täglich Neues“, sagt Jonathan Wittenbrink. Er betreibt das vegane Wiener Restaurant Jola und kocht dort auch ohne den Einsatz tierischer Zutaten. WKÖ-Gastronomieobmann und Gremiumsmitglied Mario Pulker sagte in einem Interview mit dem „Standard“: „Was bitte sollte ein veganer Koch drei Jahre lang lernen?“
Im „Ö1 Mittagsjournal“ sagte Pulker, dass Österreich ein hohes Qualitätsniveau und einen hohen Standard zu verteidigen hat und der nicht zu verwässern gehört. Man stehe neuen Ideen grundsätzlich offen gegenüber, aber es gebe noch offene Fragen, sagte Pulker.
Überarbeitung des Antrags
Lerninhalte und Qualität sind aber laut Antragssteller Joachim Ivany nicht der Grund für die Ablehnung: „Es hat im Vorfeld Fehlinformationen gegeben, welche Unterlagen ich für diesen Antrag beilegen muss“ Das berichtet „orf.at“. Ivany ist Mitglied der Grünen Wirtschaft. Die Informationen seien bei der Sitzung richtiggestellt worden und man arbeite nun daran, die Unterlagen für die nächste Sitzung im November bereitzustellen.
Grund für den Antrag für eine vegane bzw. vegetarische Kochausbildung ist laut Grüner Wirtschaft ein konkreter und wachsender Bedarf. „Das gilt einerseits für die Jugendlichen, die wir als Fachkräfte für die Gastronomie gewinnen wollen und von denen mittlerweile mehr als ein Viertel vegan oder vegetarisch lebt und andererseits gilt es auch für hunderte Lokale in ganz Österreich, die sich auf fleischlose Küche spezialisiert haben“, sagte Ivany zu „Mein Bezirk“.
Laut Wiener Wirtschaftskammer werde es noch bis zu zwei Jahre dauern, bis eine vegane bzw. vegetarische Kochlehre kommt - „wenn überhaupt“. „Denn wir haben Erfahrung, dass solche Prozesse manchmal fünf Jahre dauern. Wir leben in Österreich und legen Wert auf Qualität und damit braucht gut Ding, Weile“, sagte Peter Dobcak, Gastronomieobmann in der Wiener Wirtschaftskammer, zu „Wien heute“.
Wie viele Menschen in Österreich leben vegan?
Der vegane Koch Wittenbrink wünscht sich unterdessen mehr Zukunftsorientierung und „dass man versteht, dass sich jetzt endlich etwas ändern muss und die Gastronomie hier auch ihren Teil dazu beitragen muss. Gerade im Bereich Tierwohl, Nachhaltig und Klimakrise.“ Im Jahr 2021 lebten zirka 840.000 Österreicher:innen vegetarisch und 106.000 vegan.
Passend dazu: Leute, Fleischersatz schmeckt echt nicht schlecht: Ein bissl mehr davon würd uns nicht schaden